Der ehemalige Hausbesitzer V war da und bestätigte meine These. Ich bin stolz und fühle mich wie eine kleine Archäologin, hab ich das mit dem runden Ofen doch allein herausgefunden. Auch die Annahme, dass die Wand hinter dem „Ofeneingang“ eine Außenwand gewesen sein musste, und Bad und dieses Waschding viel später dazukamen, stimmt. Ihm war das alles diesmal nicht neu, im Gegenteil. „Claro“, sagte er, dies hier sei die alte Küche, das sei der alte Ofen, und sicher, hier war die Außenwand.
Vorher fragen hätte geholfen, hätte aber nicht so einen Spaß gemacht.
Als kleines Problem entwickelt sich der Gästebereich (Grundriss siehe unten). Der war früher der Stall, und hier bewahrte man auch das Stroh für die Tiere auf, deswegen sind die Außenwände nicht verputzt, sondern die Steine liegen fast mörtellos aufeinander, sind also luftdurchlässig, damit das Stroh nicht feucht wird und vermodert. Das heißt, sie wurden ursprünglich nicht verputzt. Sie waren fast mörtellos miteinander verbunden. Da man den Bereich später aber offenbar anders nutzen wollte, begann man auch hier mit dem Verputzen. Jetzt aber nicht mehr mit Kalkputz, sondern mit dem neuen Teufelszeug Zement, der nun auch auf Lanzarote Einzug gehalten hatte. Und der ist leider viel, viel härter und lässt sich viel, viel schlechter lösen als der sandig-bröslige Kalkputz. Außerdem, und das ist das Schlimmste, zieht er Wasser an (Stichwort: Kapillareffekt, fehlende Horizontalsperre). Und vermutlich passierte daraufhin das Folgende:
Kurz vorher, das nehme ich an, hatte man das Wohnzimmer gevierteilt, das heißt, neue Wände aus Zement eingezogen, um so mehr Räume zu erhalten. Dadurch konnte die Luft nicht mehr so zirkulieren wie zuvor, denn neue Fenster hatte man den neu entstandenen Räumen nicht zugestanden. Hinzu kam nun noch die Abdichtung der Wände im Stall zum Haus hin mit – Ihr ahnt es – Zement. Die Feuchtigkeit in diesen Wänden stieg. Man arbeitete dagegen, indem man nun auch die Innenwände des Wohnbereichs mit Zement verputzte. Hier und dort, überall, wo man es für nötig hielt, den Putz auszubessern, wurde Zement an die Wand geschmiert. Die Feuchte stieg so nicht nur in die Höhe, nein, sie breitete sich im gesamten Haus aus. Die fungizide (pilz- und damit auch schimmelabtötende) Wirkung des Kalks war passé.
Schließlich, in den 1970ern muss das gewesen sein, als Mala – wie meine Recherchen ergaben – ans Stromnetz angeschlossen wurde, da verkleidete man die unteren Wände dann auch noch mit Plastikpaneelen („Claro, wegen der Feuchtigkeit!“), und später bemalte man den Rest auch noch mit wasserabweisender Wandfarbe. Innen wie außen.
Dass das Haus noch steht und nicht zusammengebrochen ist, ist ein kleines Wunder.
In dem kleinen, noch abgetrennten und fensterlosen Zimmer links neben meinem späteren Atelier riecht es nach Heu und Feuchte und Bäh. Dort habe ich schon am Donnerstag den alten, feuchten Kalkputz abgeschlagen, gestern hat Ollie hier wie auch an der gesamten Wand im Stall/Gästehaus den unteren Bereich vom Zement befreit. Vielleicht hilft das schon mal ein bisschen, und die Feuchte kann etwas entweichen.
Unsere nächste Planung sieht nun vor, zuerst das alte Holzdach im Salón abreißen zu lassen sowie die vier Zementwände darunter, in der berechtigten Hoffnung, dass dann die Luft überall wieder ordentlich zirkulieren kann und die Restfeuchte aus den Wänden entfleucht. Da es von nun an nicht mehr regnen wird (das ist der Plan), können wir das neue Dach später draufsetzen. Das wird dem geschundenen Haus gut tun.
Und da ich gefragt wurde und damit Ihr Euch noch ein besseres Bild vom Haus machen könnt, findet Ihr hier den aktuellen Grundriss vom Haus. Alles bereits eingezeichnet, die Möbel, die geplanten Fenster, die Claraboyas (Oberlichter/grüngestrichelte Kreise) etc. Und ja, die Räume sind so schief. Wie schief genau, das wissen wir nicht, haben ja nur Breiten und Tiefen ausgemessen und nicht die Winkel in den Ecken der Räume vermessen, aber so ungefähr sollte es hinhauen. Hauptsache, die Möbel passen.
Habt einen schönen Feiertag! Wir machen heute blau.
Ohh, der Link zum Grundriss funzt leider nicht. LG Steini
Versuch’s noch mal, ich musste gerade ein bisschen hin und her schieben.
Hallo,
ich hätte nicht gedacht, dass ihr auf Lanzarote einmal mit denselben Feuchtigkeitsproblemen zu kämpfen habt, wie ich bei den Bauprojekten in Deutschland. Kapillarwirkung und Horizontalsperre = ist mir nur allzu bekannt, allerdings mehr in Verbindung mit aufsteigender Feuchtigkeit aus dem Boden / Grundwasser oder Regennässe. Nachträglich könnt ihr ja auch keine Horizontalsperre anbringen. Liest sich weiter super spannend. Das mit den nicht vorhandenen rechten Winkeln wird bestimmt auch noch super-spannend, besonders beim Einbau der Küche. Vielen Dank jedenfalls für den Hausplan, jetzt können wir uns das fertige Produkt gut vorstellen und unsere nächsten Urlaub bei Euch schon mal einplanen….sieht nach einem ordentlichen Gästebereich aus:-) Wir hätten noch ein paar Vorstellungen bzgl. dessen Ausgestaltung. Gebt Bescheid, wenn ihr diesbezüglich aufnahmebereit seid.:-)
Ich wünsche Euch weiter viel Spass.
Liebe Grüße
Bernd
Das ist halt das Seltsame daran, dass wir hier kein Grundwasser haben, und der spärliche Regen den Mauern eigentlich auch nichts ausmachen dürfte. Nachträgliche Horizontalsperren wären dennoch möglich, aber kaum zu bezahlen. Man könnte nachträglich zum Beispiel Bleche oder Dachpappe o.ä. in die Mauern schieben, aber das geht nur bei ordentlichen Reihen an Mauersteinen. Die haben wir nicht. Oder aber über Bohrungen in die Mauern Wachs oder Kunstharz oder sonstige Materialien einfüllen, die das Wasser gar nicht erst nach oben lassen. Aber auch das kostet und dann bleibt das Wasser immer noch in der Wand (ganz unten). Ich denke, dass sobald die Feuchtigkeit raus darf (über die „atmende“ Kalkwand), sie auch ganz verschwindet. Wir sehen nach den paar Tagen ja schon die Erfolge, die platschnassen Wände hinter den Plastikpaneelen sind trocken, nur noch unten sieht man, und das auch nur in einigen Räumen, dass die Feuchte noch drin steckt. Wir bleiben optimistisch. Und selbst wenn noch Restfeuchte bleibt: Solange es nicht schimmelt – und das kann es aufgrund der oben beschriebenen fungiziden Eigenschaft des Kalks nicht – ist es nicht ganz so schlimm. Und für ewige Winter mit nassen Tagen bleibt uns im Notfall ein Bautrockner.
Die Küche wird tatsächlich eine Herausforderung, sollten die Winkel tatsächlich so krumm sein. Aber wir haben die Begradigung ja in den eigenen Händen, wenn wir die Wände verputzen. Und wenn wir das nicht hinbekommen, müssen wir uns wegen der Küchenarbeitsplatte was überlegen. Die fertigen sind ja doch genormt und übersteigen eine Tiefe von 60cm selten. Und was drüber geht wird wieder zu teuer. Mal schauen. Notfalls wird gestückelt. 😉
Ideen für den Gästebereich? Immer her damit. Darf nur nichts kosten 😀 Aber natürlich ist es uns sehr wichtig, dass sich unsere Gäste – es geht ja nicht nur um ein Wochenende – bei uns wohl fühlen und so gut es geht unabhängig sind. Mit eigenem Eingang, eigenem Bad und eigener kleiner Küche können wir sicher sein, dass wir unseren Freunden in ihrem Urlaub nicht auf die Nerven gehen (… sagte sie und fügte ein ironisch-charmantes Lächeln hinzu) 😀