Neues aus dem Takatukaland

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ODER: Odyssee 2018 – es könnte etwas länger dauern


Wir hatten uns für heute Vormittag nicht allzu viel vorgenommen: nur kurz zum Finanzamt, danach Wasser und Strom ummelden. Kleinigkeiten. Vor allem, weil wir schon am letzten Donnerstag – zwei Tage, nachdem wir die Kaufurkunde erhalten hatten – mit dieser zum Finanzamt dackelten, damit man uns dort einen Steuerbescheid ausstellt. Modern wie es hier auf der kleinen Insel immer so zugeht, gibt es die Möglichkeit, alle Steuern übers Netz zu bezahlen. Man hat ein Online-Zertifikat, klickt das an, bestimmt, welche Steuer man denn nun bezahlen möchte, dann loggt man sich bei der Bank ein, und schon sind die Steuern bezahlt. So oder so ähnlich läuft das, macht ja meistens der Ollie.
Doch diesmal ging das nicht. Warum? Es liegt an der Bank, bzw. an der kanarischen Regierung, sucht’s Euch aus. Letztere jedenfalls hat eine Liste, auf der vermerkt ist, mit welchen Banken sie kollaborieren, und unsere INGdirect ist nicht dabei.
Schon als wir am letzten Donnerstag beim Finanzamt waren, erwähnte ich dort, dass unser Konto bei einer Online-Bank liege, und dass diese keine wie auch immer gearteten Zettelchen oder Belege ausstellen wird. „Kein Problem“, sagte man, das klappe schon irgendwie. Und weil es eben nicht klappte, fuhren wir heute erneut nach Arrecife zum Finanzamt.

Wir zogen eine Nummer.

Wir warteten.

„Stimmt“, sagte die Dame, die uns schon beim letzten Mal überaus freundlich abgewimmelt hatte, über die INGdirect könnten wir keine Steuern bezahlen, da sollen wir doch bitte – und jetzt aufgepasst – das Geld (wir reden nicht über 10 €, sondern 6,5% des Kaufpreises) bar (!) in einer Filiale abholen, es zu einer anderen Bank auf der Liste tragen, die dann die Papiere für uns erledigt. „Die INGdirect hat keine Filiale auf Lanzarote.“ Nun, dann könnten wir auch, und natürlich taten wir das zuerst, mit jemandem von einer dieser ausgesuchten Banken sprechen und versuchen, es ohne Bargeld zu lösen.

Wir liefen zur Calle Real zur Bankía.

Wir zogen eine Nummer.

Wir warteten.

Die Frau hinterm Tisch war dann sehr nett, sagte, dass es ja überhaupt kein Problem wäre, wir könnten mit unserer INGdirect-VISA-Karte draußen an den Bankautomaten gehen und von dort aus alle Formalitäten erledigen. Wie fortschrittlich! Wir also raus, zogen diesmal keine Nummer, warteten dennoch ein paar Minuten, bis wir frohgemut drankamen. Da wir etwas unschlüssig vor dem Automaten standen, bot uns eine nette Frau Hilfe an, erklärte uns, dass wir nicht den Knopf „Steuern“, sondern „Autonomía“ wählen müssten, obwohl es um Steuern ging, aber das sind ja die kanarischen, also die der autonomen Gemeinschaft Canarias und nicht die der spanischen, klar soweit? Also wählten wir „Autonomía“. Wir hielten den Strichcode des Bescheids  – immer noch fortschrittlich! – ins rote Licht des Scanners und hofften, dass wir die Steuern nun bargeldlos transferieren könnten.
Nein.
Konnten wir nicht.
Der Bankomat akzeptierte unsere Bank nicht, obwohl wir mit der Karte durchaus hätten Geld abheben können. Aber Steuern bezahlen? Nee, das wäre ja wohl zu viel verlangt. Außerdem sei die INGdirect doof und stinke nach Pipi. (Bei letzterem bin ich mir jetzt nicht mehr ganz sicher, ob das wirklich da stand, aber wenn nicht: Die Aussage war dieselbe.)
Gehetzt ließ ich nun ein wartendes Pärchen vor, damit wir erst mal durchatmen konnten. Dann standen wir erneut am Automaten, versuchten es nun noch mal etwas anders, doch wieder erschien das gelbe Ausrufezeichen: „Mit dir spielen wir nicht!“

Ollie und ich waren jetzt allmählich etwas genervt. Es kann doch nicht sein, dass wir unsere Steuern nicht bezahlen können, dass die kanarische Regierung einfach internationale Banken vom Bezahlsystem ausschließt! Ich wiederhole: Die spanische hat damit kein Problem!

Wir gingen zurück zum Finanzamt.

Wir zogen eine Nummer.

Wir warteten.

Aber nicht lange, denn langsam wurde es auch mir zu blöd, also drängelte ich mich (das muss man sich mal vorstellen, Nedde drängelt sich) vor und erklärte, dass wir getan haben, was von uns verlangt wurde, doch dass niemand uns helfen würde. Eine Kollegin, offenbar etwas höhergestellt aber unseretwegen dennoch dazu verdonnert, ihre Pause zu verschieben, verschwand nach nebenan, um zu telefonieren. Nach kurzer Zeit kam sie zurück, wartete, dann ein weiter Anruf, schlussendlich ein Kopfschütteln. Es gebe keine Möglichkeit für uns, nur diese Banken könnten die Steuern einziehen, ob wir nicht jemanden kennen würden, der ein Konto bei einer dieser Banken besäße. Wir könnten demjenigen doch das Geld aufs Konto überweisen und er  würde es dann für uns einzahlen. Ja, geht’s noch? Ach, übrigens hätten wir nur noch bis übermorgen damit Zeit. Der Kauf ging schließlich am 24. April über die Bühne, ein Monat wäre doch wohl Zeit genug, seine Steuern zu zahlen, oder?

Hätte man uns die Papiere gleich nach Vertragsunterzeichnung gegeben und uns nicht erst dreieinhalb Wochen warten lassen – Ja.
So bleiben uns noch zwei Tage, um … ja, um was eigentlich zu tun? Da schoss es Ollie in den Kopf, es mit der Santander-Bank zu versuchen. Die stand nämlich auf der Liste des Finanzamts und dort ist er – als IKEA-Family-Mitglied – schließlich irgendwie Kunde – besitzt weder Kontonummer noch Geheimzahl, aber Santander steht oben auf der Kreditkarte, und wenn Santander draufsteht, dann müsste es doch sicher gehen, oder?

Wir gingen zurück in die Calle Real zur Santander-Bank.

Wir zogen diesmal keine Nummer.

Aber wir warteten.

Die Dame, die uns versuchte zu helfen, war, wie alle auf unserer nicht enden wollenden Odyssee freundlich. Sie erkannte das Problem, runzelte jedoch schnell die Stirn und sagte schließlich, dass die Santander-Bank nichts oder wenig mit der Santander Consumer Group zu tun hätte, und die wäre es, die die IKEA-Family-Karten ausstelle. Wir könnten doch versuchen, das Geld bar abzuheben und dann einzuzahlen. Wir verließen die Bank.

Auf dem Weg zum Auto kam Ollie noch auf die Idee, zur anderen Agencia Tributaria zu gehen, ein paar Straßen weiter, wo wir doch schon mal hier wären. (Im Nachhinein halte ich die Idee für ziemlich doof, Ollie übrigens auch, aber wir bewegten uns in diesem Moment in einer Zone irgendwo zwischen plötzlichem Herzstillstand und Wahnsinn, also habt Verständnis dafür, dass wir, obwohl der Name des Amts fast derselbe war, übersahen, dass die Logos nicht übereinstimmten.) Vielleicht könnten die uns ja weiterhelfen, andere Menschen, andere Vorgesetzte, wer weiß das schon? Außerdem war der Stromanbieter, den wir auch noch vorhatten, diesen Vormittag abgeklappert zu haben, bestimmt schon zu: „Dann machen wir das mit dem Strom eben morgen.“
Ich legte meinen Rucksack auf den Sicherheitsscanner des Finanzamts Nummer zwei und passierte den Metalldetektor. Er reagierte, es piepte, das Lämpchen wurde rot. Der Sicherheitsbeamte, der genau danebenstand, ignorierte mich, wie er anschließend auch Ollie, das erneute Piepen und das rote Lämpchen ignorierte. Ich wünschte mir in diesem Moment, etwas dabeigehabt zu haben, das Anlass für den Alarm hätte geben können.
Erst jetzt sahen wir übrigens, dass man ohne vorherige Terminvereinbarung nicht drankommt. Und eine Terminvereinbarung könnte man ganz einfach über die Internetseite bekommen. Ganz einfach? Vielleicht, wenn man vorm Rechner sitzt und nicht mitten im Warteraum des Finanzamts. Ich suchte wie doof, fand aber nur die Anleitung dafür, wie man auf die Seite gelangt, um den Termin zu beantragen. Aber eben keinen direkten Link, und dann war mir irgendwie auch langsam alles zu doof.

Wir liefen die Treppen hinauf.

Wir sahen Menschen, die eine Terminvereinbarung hatten.

Wir warteten.

Irgendwann bin ich dann zu einem der Angestellten hin und fragte, ob wir überhaupt richtig hier wären, das sei doch die Agencia Tributaria, oder? fragte ich ihn, und hielt ihm den Problem-Wisch unter die Nase. „Ja, schon“, antwortete er freundlich – freundlich, das sind sie alle! –,  aber dieses Amt sei nur für Steuern des Staates verantwortlich. Für die der Autonomie Canarias müssten wir – „Ja, ja, ich weiß. Da waren wir schon.“

Tatsächlich schafften wir es noch, wenigstens den Wasseranschluss umzumelden. Das war zwar nicht viel weniger umständlich aber zumindest erfolgreich. Eine Nummer vom Zähler hätten wir mitbringen müssen, und um welche Hausnummer 13 es sich denn handeln würde? 13, 13A oder 13 B? Tatsächlich hatte ich Strom- und Wasserzähler vor einem Monat fotografiert, um mit dem ehemaligen Hausbesitzer V vernünftig abrechnen zu können, das war jetzt unsere Rettung. Denn es reichte ihr, dass ich Ihr das Foto noch vor Ort übers Smartphone zumailte. Dazu den Namen der ehemaligen Hausbesitzerin. Ähm. Keine Ahnung, Mama V? Doch die Frau war patent, machte Kopien von unseren Ausweisen, fand die richtige Hausnummer heraus und gab uns was zum Unterschreiben. Schnell entdeckte ich, dass der Tarif der höchste war, einer, den man in touristischen Gebieten oder in der Industrie zahlen muss, nicht aber der günstige, der für Privatmenschen auf dem Land gilt, und das wären wir ja dann. In Mala. Doch sie klärte uns auf: Solange wir nicht in Mala gemeldet wären, müssten wir mehr bezahlen, ob sich nicht einer von uns ummelden könnte, dann könne man das ändern, dazu müssten wir nur noch einmal mit der Anmeldebescheinigung zu ihr kommen, online ginge so was leider nicht.
Und schon waren wir um 13,61 € ärmer und einen Wasseranschluss und viele, viele Erkenntnisse reicher. Immerhin.

Wir fuhren nicht mehr nach Mala.
Ich musste ja Blog schreiben.
Und ein Konto eröffnen, denn die INGdirect wollte uns auch nicht weiterhelfen.
Und morgen, ja morgen werde ich unter anderem versuchen, mich umzumelden. In einer Behörde. Auf Lanzarote.
Ich freu mich drauf.

4 Gedanken zu „Neues aus dem Takatukaland“

  1. Hallo nedde
    Das liest sich insgesamt wie die berühmten Geschichten aus Schilda. Ihr tut mir ehrlich leid. Was passiert eigentlich wenn man kein Spanisch kann. 😩👎
    Bernd

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