… und Ihr?
Gestern war ich allein in Mala. Da kam nämlich einer aufgrund meiner Anzeige, der wollte das olle Holz vom ollen Dach abholen. Schon letzte Woche hatte er die Hälfte in sein Auto geladen, so viel wie reinging, gestern – erneut mit Kreissäge bewaffnet – den Rest. Ein paar Balken und Bretter sind noch da, aber es gibt ja noch andere junge Männer auf der Insel, die das Holz für den día de San Juan gebrauchen können, ein Feiertag, an dem jedes einzelne Dorf auf der Inseln ein großes Lagerfeuer macht.
In meinem Lanzarote-Blog zu Beginn unserer Auswanderung hatte ich mal ein paar Bilder gezeigt, als sie eben jenes Feuerchen direkt vor unserer Haustür veranstalteten, hier noch mal ein kleiner Film. War schon recht kuschelig, damals.
Ich nutzte die Zeit, um den „Garten“ etwas auf Vordermann zu bringen. So brachte ich ein paar Balkonpflanzen mit und gab ihnen ein neues Zuhause im Nordwesten des Grundstücks bei einem der Mispelbäumchen. Von einer Sukkulente – die bläulich-graue (siehe Beitragsbild), die früher im Patio vor sich hingewachsen ist – hatte ich, als die „Handwerker“ die Betonkübel zerdepperten, Ableger genommen und zu Hause in Wasser gestellt. Noch haben sie nur winzige Wurzeln, aber ich wagte den Versuch. Schließlich ist alles, was ich bislang pflanzte, super glücklich und grünt und blüht schon nach wenigen Tagen. Ich bin gespannt, ob auch die es überlebt, die doppelte Menge Ableger steht noch aufm Balkon und wurzelt.
Richtig glücklich aber war ich über ein einziges grünes Blatt, das ich gestern entdeckte. Warum?
Als wir das Haus zum ersten Mal besichtigten und in den Patio traten, erwartete uns eine blühende Pracht. In der Ecke, wo jetzt nur noch Schutt und Erde liegen, wuchs ein großer Busch (Namen habe ich schon wieder vergessen) mit dunkelgrünen Blättern und pinkfarbenen Blüten, meine Mama hatte dieselbe Pflanze auf dem Fensterbrett stehen. In klein.
Doch der ehemalige Hausbesitzer genau wie Ollie davon überzeugt, dass die Pflanze ihr Wasser aus der Aljibe (Zisterne) schöpft, schnitt sie kurzerhand ab. Zurück, dachte ich zu dem Zeitpunkt, dabei war er doch sehr radikal und ein paar Tage später überrascht, als ich im erklärte, dass ich sie behalten wolle, obwohl sie bereits – wie wir erschrocken feststellen mussten – ihre Wurzeln durch die Wand in mein Atelier gestreckt hatte. (Ein zähes Pflänzchen, da steh ich drauf.) Lange Rede kurzer Sinn, die Pflanze trieb neu aus, und natürlich musste ich auch sie vorm Kübelzerdeppern retten. Mit Ach und Krach und einer Schaufel versuchte ich die Pflanze aus ihrem Betonkübel zu heben. Doch die Wurzeln waren überall, in den Wänden, im Boden ganz, ganz tief, so dass ich keine Chance hatte, das Pflänzchen unbeschadet umzusetzen. Deprimiert und mit der Gewissheit, dass ich es hätte besser machen können, stopfte ich das zerfetzte Ding mit viel Erde in eine Plastiktüte. Und ich goss es. Mir doch egal, ob kein Blatt mehr dran war, ich bin und bleibe Optimist, außerdem hatte es sich bisher als Überlebenskünstler erwiesen, da wird es ihm doch wohl auch nichts ausmachen, wenn es keine Wurzeln mehr hat, ¿a que sí?
Und tatsächlich. Gestern war das erste Blatt da. Und ich freute mich und freu mich noch immer.
Heute widmeten wir uns aber wieder unseren Aufgaben vom Freitag. Ollie dem Zerstören des Kamelfuttertrogs, ich dem Umpflügen des Hühnerstalls. Alles, was an Huhn erinnert, musste weg, auch die Betondecke verschwand, die man über einen eigentlich ordentlich gepflasterten Boden geschüttet hatte, wie auch der eigentlich ordentlich gepflasterte Boden selbst. Nicht allein wegen der ätzenden Hühnerkacke, sondern vielmehr wegen der vielen Kakerlaken, die es sich im Zwischenraum zwischen Betondecke und eigentlich ordentlich gepflasterten Boden gemütlich gemacht hatten. Bäh. Es waren viele. Kleine und große. Und immer, wenn ich dachte, ich hätte die größte von ihnen erwischt, wäre also meinen Endgegner – Computerspieler wissen, was ich meine – gegenübergetreten, gab es eine weitere, dickere Kakerlake, die sich lustig über mich zu machen schien. Und so hob ich mit der Linken die großen Steine an, und schlug mit der Rechten zu. Oder sprang auf, wenn es dann doch zu viele waren. Und zertrat sie. Zermatschte sie an der Wand. Rannte ihnen hinterher, trat in den Schutt, immer und immer wieder, erwischte eine sogar zielgenau mit der Spitze meiner Spitzhacke, eine andere entwischte und kicherte gemein.
Die Sonne brannte vom Himmel und ich hatte keine Mütze auf.
Am Nachmittag hatte ich es geschafft und 95% des Hühnerstalls umgegraben. Die Kakerlaken, die entwischen konnten, sitzen jetzt unter dem Zementputz in der Wand. Aber auch die kriege ich noch, und wenn ich sie lebendig begrabe.
Nein. Ich mag keine Kakerlaken. Echt nicht.
(Auf dem Foto links seht Ihr mich, wie ich mich vor dem Schmutzrand in meiner Armbeuge ekle. Staub, Hühnerkacke, Kakerlakeneierabrieb. Bäh.)
Ollie hat in der Zwischenzeit den Comedero, den Kamelfuttertrog zerlegt. Den größten Stein (siehe Bild links) mussten wir gemeinsam auf die Schubkarre heben, der war unglaublich schwer. Und schön! Also bat ich Ollie, ihn mir in meinen „Garten“ zu fahren. Abladen bitte hier, gleich neben der Mispel. Dass aufgrund des Gewichts gleich die ganze Karre umkippte und dennoch keinen Kollateralschaden verursachte, war erstaunlich. Jetzt liegt der Stein dort, wo ich später auf mein Sukkulentenbeet starre. Schön wird’s.
Weiß eigentlich jemand, was das für Viecher sind?
Werde mal versuchen, eine als Großaufnahme freizustellen (jetzt habe ich keine Lust mehr). Die rennen bei uns an der Außenmauer rum, und ich hab Angst, dass sie was kaputtmachen. Termiten werden es doch nicht sein, oder? Die haben ja nichts mehr zu futtern.
Leider entfällt auch jede Google-Suche, seit meiner letzten Suche: „Wanze winzig Mauer“ habe ich einen Ohrwurm.
Liebe Beide,
Meinen Respekt für diese Arbeitsleistung habt ihr👍✌️
Leider habe ich die krabbelviecher auch noch nie gesehen, genau wie Termiten.
Auf dem Video ist übrigens zu sehen wie Ollie brutal aus dem Kreuz hebt. Als erfahrener Mann für Arbeitssicherheit….. ihr wisst was ich meine….immer aus den Beinen heben! Sonst fällt er auf einmal aus und dafür ist es definitiv noch zu früh😉
Liebe Grüße
Bernd
Whuaa…diese Krabbeltiere kenne ich auch nicht. Deine Freude über das Blatt kann ich total verstehen. Meine Orchidee hat wieder ein neues Blatt bekommen (Sind jetzt stolze fünf). Also so riesige. Und den Bierwitz habe ich jetzt auch verstanden. :-)).