Nachdem ich anderthalb zwar warme, aber wunderbare Wochen mit lieben Freunden in Deutschland verbracht hatte, ging es am letzten Sonntag zurück in die Heimat. Und noch mal für alle: Nein, ich bin diese hässlichen Temperaturen, die bei Euch herrschen, weder gewöhnt noch mag ich sie, ich bevorzuge 25°-28°C bei einer leichten Brise, so, wie es hier auf Lanzarote im Sommer üblich ist. Der Flieger brachte mich allerdings von gefühlten 40°C in Deutschland hinein in einen dicken Calima, den man sogar – siehe links – von oben sehen konnte. Calima, das ist feiner Sand mit Wärme aus Afrika, der die Kanarischen Inseln – in der Hauptsache Lanzarote und Fuerteventura – hin und wieder heimsucht, aber auch in Berlin schon mal vorbeischaute. Diesmal brachte er ganz viel Sand und ganz viel Wärme. Unser Auto sah aus! … und ich erst, als ich mit dicker Jeans samt Putzwerfer aus dem Flughafengebäude gegen eine warme Wand stieß.
Doch einen Tag später war der Wind wieder da und die staubige Wärme passé. Zum Glück, schließlich wartete doch das Haus auf uns und wir müssen doch auch irgendwann mal fertig werden. (Auch Ollie hatte Urlaub gemacht, ich hatte ihm das verordnet, damit er während meiner Abwesenheit so ganz allein nicht von der Leiter fiel. Wer sonst als ich hätte sonst lustige Fotos von ihm machen können?) Umso motivierter war ich, als wir in Costa Teguise losfuhren. Und umso demotivierter, als ich wieder die vielen Wände sah, deren Putz noch abgeschlagen werden muss, die Böden, die Ollie mit dem Bohrhammerdings weghämmern würde, und die vielen noch unfertigen und noch nicht einmal angefangenen Arbeiten, die noch auf uns warteten.
Es war warm. Und staubig. Und schon hatte ich keine Lust mehr.
Und dennoch tat ich, als wäre ich hochmotiviert, denn wenn ich schon „Lustlos in Mala“ bin, was sollte Ollie dann sagen? Also legten wir los.
Zuerst die Wand im großen Patio, dann die neben der Küche, wo früher der Backofen stand. Am zweiten Tag frustrierendem Einerlei (der Putz löste sich nicht so, wie ich es mir vorstellte, und es war mehr als mühsam, die Fugen mit dem verbogenenen Buttermesser auszukratzen!), schlurfte ich in den Patio. Dort hatten wir noch nicht einmal begonnen, die Wände wenigstens probeweise abzuklopfen, und ich hatte große Angst, welche Art Putz mich dort erwarten würde. Der, der in großen Placken einigermaßen locker von der Wand fällt, wenn man nur stark genug und gezielt draufhaute? Oder dieser zermürbende, sandige, den man mehr von der Wand reiben müsste, als dass er sich durch Schläge mit dem Hammer löste? Dicker, steinharter Zement wäre die dritte Alternative – da braucht es jede Menge Körperkraft und eine gewisse Portion an Sturheit, um immer wieder aufs Neue draufzukloppen in der Hoffnung, endlich ein Stückchen zu erwischen, das einem entgegenspritzt und ein kleines, blutiges Löchlein in der Haut hinterlässt. Doch ich hatte Glück, es waren die Placken! Ein paar davon von Zement bedeckt, aber das war halb so wild. Frohen Mutes schwang ich also den zweitgrößten Hammer, den wir besitzen, und sprengte große Flächen von Putz von den Steinen, benutzte dann den neuen, kleinen Hammer für die Feinarbeit (nur 100g, ein Federgewicht!), und vollendete schließlich mein Werk mit dem Buttermesser.
Ich schaffte ein Drittel der Wand am Donnerstag. (Bild 1)
Am Donnerstagnachmittag wurde die neue Leiter geliefert.
Ich bin ja nicht so der Mensch für Höhen, das wisst Ihr ja, doch wenn der Ollie – von dem berichte ich gleich – die Böden bearbeitet, muss ich eben in den sauren Apfel beißen und auf die hohe, wackelige Leiter klettern. Todesmutig. Nicht schön. Aber vermutlich reine Gewöhnung. Gestern also klopfte ich den Putz, der sich außerhalb meiner üblichen Reichweite befand, von der Wand, stieg so hoch ich konnte auf die dritthöchste Sprosse der Leiter und erledigte so fast den gesamten oberen Teil an einem Tag – sauber ausgeputzt und mörtelfrei (Bild 4). Nur unten muss Ollie noch mit dem Bohrhammerdings ran, das ist fieser Zement, den ich mit meinem Hammer nicht zu zerdeppern vermag.
Apropos Hammer: Aktueller Status ist der Verschleiß von einem kleinen, handlichen Hammer und zwei mittelgroßen, bei denen sich jeweils der Hammerkopf löste. Und ich Depp lernte es auch beim dritten Mal nicht, einfach nur in Deckung zu gehen, sondern versuchte – während der schwere Kopf in hohem Bogen durch die Luft flog – meinen eigenen mit den Händen zu schützen, führte so den Helm in seiner Eigenschaft als Kopfschutz ad absurdum. Aber ich hatte Glück und der Hammerkopf traf weder Helm noch Hände. Vielleicht bin ich beim nächsten Mal schlauer, bin sicher, wir bringen mindestens noch einen Hammer um Kopf und Kragen. Ollie wiederum zwang neulich den Meißel seines Bohrhammerdings in die Knie, das muss man auch erst mal hinkriegen, und apropos Ollie, der war ja, wie eben schon erwähnt, auch nicht untätig, und davon berichte ich jetzt. Bebildert und in Farbe.
Was hier links aussieht wie ein Trümmerfeld ist das Ergebnis von drei Tagen gebückter Haltung. Nachdem Ollie vor unserem Urlaub die Hälfte des Bodens im späteren Gästehaus zerstört hatte, machte er nach unserem Urlaub zuerst den Raum fertig, ging am Mittwoch zum Schlafzimmer über, Donnerstag weiter im Arbeitszimmer, und gestern, da haute er innerhalb von vier, viereinhalb Stunden ganze 35m² Wohnzimmerboden weg. Wenn das so weitergeht, müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, bis Weihnachten fertig zu ja okay ich hör schon auf, Weihnachten fertig zu werden ist kompletter Blödsinn, aber ich bin nun mal ein unverbesserlicher Optimist. Und allmählich sehe ich tatsächlich ein Ende der Abrissarbeiten: Bald wird aufgebaut. Da kommt zuerst das Dach aufs Wohnzimmer, dann die Türstürze und schon haben wir die Leitungen – Strom und Wasser – verlegt. Neue Türen und Fenster, und der Rest sind nur noch Peanuts.
Momentan sind zwei Tischler im Rennen und zwei Maurer, die ihnen zur Hand gehen sollen. In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, wem wir den Auftrag erteilen. Dann heißt es: Daumen drücken. Bitte. Ihr alle! Dass wir nicht noch einmal so einen Pfusch erleben müssen …
Hier links noch ein paar Bilder von unserer heimischen Flora. Das sind tatsächlich schon kleine Zitronen, die an meinem Bäumchen wachsen! Mindestens 10 Stück. Ein paar von ihnen hab ich entfernt, da ich denke, dass der Kleine das Gewicht von reifen Zitronen nicht aushalten wird, außerdem, dass die restlichen dann besser heranreifen können. Ich Kleingärtner-Heldin.
Keine Hilfe beim Wachsen braucht dagegen die Survivalpflanze im kleinen Patio. Die, die der ehemalige Hausbesitzer gestutzt hatte. Die, von der ich dachte, ich hätte sie zerstört. Die dann doch wieder grünte. Und weitere Triebe entwickelte an derselben Stelle, an der ich sie schon totgeglaubt hatte. Dieser kleine Kämpfer hat sich nicht nur im Boden und an der Wand zum Atelier ausgebreitet, sondern sogar in der Wand. In den Fugen mit dem barro, der Erde. Und das ist schlecht. Eine dicke Wurzel ragt jetzt aus der Wand und treibt aus, und wer weiß, in welchen Wandzwischenräumen sie sich noch breitgemacht hat. Wir haben versucht, alles kurz und klein zu schlagen, aber ich befürchte, die kommt wieder. Da wird es auch nichts nutzen, metertief zu graben. Oder doch? Mal schauen.
Bevor ich am 23. Dezember wieder Deutschland beglücken, können wir jedenfalls in putzlosen Wänden, Abschied voneinander nehmen. Ist doch was. Schön wäre natürlich auch ein Dach gegen den möglichen Regen. Spirit Euch halt!
Ich hoffe, am 23. Dezember haben wir schon Teile verputzt …
Heißt natürlich sputet
Ich drücke die Daumen. Ganz fest!!! Für gutes Vorankommen und die besten Tischler und Maurer der ganzen Insel, auf dass sie euch hilfreich zur Seite stehen mögen!!!
Bin immer wieder völlig beeindruckt, was ihr da so alles leistet. Großartig!
Danke. 😀
Gute Handwerker sind Gold wert! Wünsche Euch einen Maurer, der sein Handwerk versteht. Ich spreche aus leidvoller Erfahrung. Weiter so, ihr macht das prima!
Danke! Wir geben unser Bestes!
Ihr seid ja fleißig. Ich freue mich schon riesig darauf wenn die Bauarbeiten in die andere Richtung gehen
Dauert nicht mehr lange … hoffe ich 🙂
Die Hämmer auf Holzstielen am Abend ins Wasser legen, dannhalten sie und fliegen dir nicht um die Ohren!
Danke für den Tipp! Nur leider haben wir fast nur Plastikstiele. Den einen, den guten, alten, werde ich aber einlegen. 😉
Hallo ihr zwei, ihr könnt euch von eurem Besuch ja auch anständiges Werkzeug als Mitbringsel aus der Heimat wünschen. Haben meine Eltern früher auch immer zu den Verwandten in die „Ostzone“ geschickt. Die hatte
ja auch nix….*grins*
Im Ernst, bleibt weiter so tapfer und fleißig! Wir sind beeindruckt!
Kleiner Tipp
Wenn der Hammer vom Stiel fällt
den Stiehl wieder reinstecken und den Hammerkopf 1-2Tage damit ins Wasser stellen.
Das Holz quillt dann auf und der Hammer sitzt wieder bombenfest ohne jegliches Werkzeug.
Danke für den Tipp, nur leider haben wir Plastikstiele. 😉 Die nächsten Hämmer werden aber aus Holz sein, scheint bessere Qualität zu sein.