„In der Summe isses gerade“

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Ja, das hab ich tatsächlich gesagt, und ich bin nicht stolz drauf …

Es hatte mich schon eine ganze Weile genervt: Ein Türsturz – der über der Tür, die vom Patio zum Salón führt – war noch übrig, ein einziger, dort hatten wir den Putz drangelassen, konnten ihn nie abkloppen wegen der vermeintlichen Stabilität.

Der Maurer hatte zwar schon die senkrechten Holzpfosten eingebaut (zuerst schief, und dann begradigt), aber die Holzstürze selbst noch nicht. Das heißt, das einzige was fehlte war, den Puntal, also diese Metallstütze in der Mitte, zu entfernen, dann die schon gebeizten und geölten Bretter einzubauen und den Bereich darüber mit Steinen zu füllen.

Wir hatten uns entschieden, das selbst zu tun, doch uns bisher nicht rangetraut, aus Angst, der Steinbogen darüber würde doch nicht halten, und die Wand würde über uns einstürzen. Oder weil Putzabklopfen nun mal schon eine bewährte Angelegenheit war und die Türstürze etwas völlig Neues. Weil der Maurer es ja auch tun könnte. Und ja, ein bisschen gefährlich war es ja schon …
Heute war ich es dennoch leid, dass die Tür noch immer oben ohne war, und so entfernte ich todesmutig die Metallstütze, um anschließend die Bretter in die vom Maurer vorbereitete Lücke zu heben.

(Wenn ich mir anschaue, wie lange ich dafür gebraucht habe, kommt es mir lächerlich vor, aber ich hatte die berechtigte Angst, von Steinquadern erschlagen zu werden!)

Die Bretter waren zu breit.
Natürlich.

Ollie holte die Stichsäge und sägte den Überstand kurzerhand ab. Die Ränder abschleifen können wir später noch, das haben wir schon mal gemacht, und beizen ebenso. Ob es einen farblichen Unterschied geben würde, war mir gerade so egal, das sieht man eh später nicht, echt nicht, Ollie, is’ doch egal, also weiter. Die Bretter passten, nur etwas in sich verbogen waren sie, auch der Untergrund, auf dem sie auflagen, war schief. Ich brauchte lange, bis ich es geschafft hatte, dass die Wasserwaage mit meiner Arbeit zufrieden war, aber zum Schluss hatte sie ihre innere Mitte gefunden und blubberte ausgeglichen vor sich hin.

Ich suchte aus unserem schier unendlichen Fundus Steine aus, mit denen ich den Zwischenraum befüllen wollte, Ollie rührte derweil einen Sack fuerteventurinischen Kalkmörtel an. Und während ich nun auf der Leiter stand und Steine in die Wand drückte, reichte er sie mir auf meine Anweisung hin hoch. „Den mittleren auf drei Uhr, nee, drei, rechts von deinem Fuß, nee, dem anderen, ja, höher, … genau den! Ja!“

Das Resultat kann sich sehen lassen und hält. Bestimmt.

Zu Hause angekommen, skypte ich dann auch noch mit einem Freund, der mir bei der Abwasserplanung half. Die Skizze, die ich ihm schickte, nickte er ab, hatte kaum Verbesserungen, wenn das kein erfolgreicher Tag ist, was? Ich würde gerne schreiben, dass ich heute unglaublich stolz auf mich bin, aber das hab ich schon zu oft geschrieben, und dann wirkt das ein bisschen eingebildet. Deswegen freue ich mich einfach auf morgen, wenn der letzte Putz, auch der über der Salón-Tür, fällt.


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