Ceci n’est pas une pipe.

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Diese Woche war ereignisreich, begann sie doch recht unschön damit, dass mir alles über den Kopf wuchs. (Ich schreibe extra nicht, dass mir die Decke auf den Kopf fiel, das könnte dem ein oder anderen – der das wortwörtlich nimmt – womöglich einen Schrecken einjagen! Nein, es wurde einfach alles zuviel. Viel zu viel Arbeit stünde uns noch bevor, so jammerte ich, wie lange solle das wohl noch dauern? Vermutlich würden wir nie umziehen können, auf keinen Fall noch in diesem Jahr!

So etwas passiert manchmal, wenn ich den Überblick verliere. Und bei so vielen Aufgaben, von denen wir ja nun auch nicht wirklich Ahnung haben, bei so viel vermeintlichem Stillstand, da man kaum sieht, was wir alles schon gemacht haben, da war es ganz logisch, dass ich irgendwann den deprimierenden Satz sage:
„Haben wir uns übernommen?“

„Nein.“

Ich war dankbar, dass Ollie so schnell und ohne Umschweife auf meine dumme Frage antwortete, und beruhigt, dass wir uns doch noch irgendwie durchwursteln würden – egal was passiert, denn wir machen das zusammen. Ich begann, die unglaublich vielen wirren Gedanken, Aufgaben, Ideen und Schnapsideen aufzuschreiben, aufzumalen trifft es wohl besser, denn poco á poco entstand so etwas wie ein Schaubild, das mir die Übersicht über Bevorstehendes wiedergab. Das mag chaotisch aussehen, ist aber längst nicht so chaotisch wie das in meinem Kopf, ehrlich.

Dieser Plan beruhigte mich, und nun, da ich wieder wusste, was wir in den nächsten Wochen erledigen würden, ging es mir ein bisschen besser.

Dennoch vergaß ich vor lauter Strukturiertheit den Käsekuchen – der Quark steht immer noch im Kühlschrank –, den ich versprochen hatte, für den nächsten Tag zu backen, an dem wir bei unseren neuen deutschen Nachbarn C & W zur Paella mit weiteren Nachbarn aus Mala, C & K, geladen waren. Das war blöd (nicht die Paella! der fehlende Kuchen!), aber man nahm es mir nicht allzu übel. Ich durfte trotzdem Paella essen und selbstgemachten Wein verkosten, und einen leckeren Nachtisch gab’s auch. Und einen wunderbaren Abend mit neuen Freunden, jeder Menge Informationen über Gas- und Solarheizungen, Waschtischarmaturen und Kloschüsselmarken, Gespräche über Taka und Tuka und willkürliche Finanzämter. Apropos: Ich sehe gerade, dass es fast ein Jahr her ist, dass wir uns durch das Chaos kämpfen mussten, als das Finanzamt uns erklärte, dass wir unsere Steuern nicht fristgerecht mit unserem DiBa-Konto bezahlen könnten, und dass es, nachdem wir am 24. Mai ein Konto bei der finanzamttauglichen BBVA-Bank eröffneten, dennoch bis zum 31. Mai gedauert hatte, bis die fälligen Steuern bezahlt waren. Am Dienstag erhielten wir nun ein Schreiben, dass wir wegen zu später Zahlung eben jener Steuern pro Nase 158,44 Euro Strafe zu zahlen hätten. Obwohl wir zwei Tage VOR dem Ablauf überweisen wollten, nur deswegen, weil uns niemand darüber informiert hatte, dass nur ausgesuchte Banken so eine Transaktion vornehmen dürften, obwohl wir persönlich und noch am selben Tag zum Finanzamt gerannt sind und unser Problem erklärt hatten, obwohl wir schon zwei Tage später ein Konto bei einer anderen Bank eröffneten, die uns erst eine Woche später erklärten, dass sie diese Überweisung nicht vornehmen könnten und AAAAAAAH! Dreihundertzwanzig Euro für … WAS?
Natürlich müssen wir bezahlen, gegen das Finanzamt hier haste keine Chance, das wissen wir, das wissen unsere Freunde, das ist einfach scheiße (’tschuldigung). Das Thema wird jetzt abgehakt und auf den Stapel „Wir hätten nichts besser machen können, die Welt ist fies, dreckig und gemein“ abgelegt. (Der Stapel ist übrigens noch gar nicht so groß wie der „Ist doch egal, das sieht nachher niemand.“)

Lassen wir also das Finanzamt links liegen und wenden uns wieder schöneren Dingen zu: Yayo, der Fontanería, dem Sanitärladen mit den hilfreichen und kompetenten Menschen. Diesmal sind wir hin, um uns über eine Solartherme beraten zu lassen, die in Zukunft unser Wasser wärmen soll. Das Gespräch dauerte ganze zwei Stunden. Wir verließen den Laden schließlich mit einer Pumpe, die den Wasserdruck erhöhen soll, einem dreiteiligen Wasserfilter und einer Quittung für die noch am selben Tag zu liefernden Solartherme.
Dass das viel Geld kostete, muss ich Euch nicht sagen, aber ich fühlte mich fast wie ein Kind zu Weihnachten! Noch wenige Tage (und zugegebenermaßen auch die zwei Wochen) zuvor war ich müde und lustlos, aber nach meiner Orga-Orgie, dem Paella-Abend und dem Besuch bei Yayo ging’s mir plötzlich wieder gut. Ich bin motiviert wie lange nicht mehr!

Die Placa Solar der Firma INGESOL. Heißt, wie meine Mama 😉

Das Schöne an dem Laden ist, dass die Jungs dort uns wirklich helfen. Fotos sollen wir machen von den bestehenden Wasserleitungen auf dem Dach, damit sie uns dann die entsprechenden Verbinder zusammensuchen können. Alle Fragen wurden bislang ausführlich beantwortet, ich hab das Gefühl, die können wirklich was.

Wasser – Tank – Bypass um den Tank herum – Kaltwasser nach unten – Warmwasser über Solartherme rechts. Ich ließ mir „Como Souvenir!“ die Skizze geben, die einer der Mitarbeiter für uns angefertigt hatte: Er lachte. 😉 (Die Brüste links sind von mir und sorgten für ein Schmunzeln. Das sollte nämlich eigentlich die Wasserfilteranlage werden. Aber hey, ich hab nie behauptet, zeichnen zu … ach, ist ja auch egal.

Die Solartherme hat nun jedenfalls eine Elektro-Einheit, die das Wasser erwärmt, sollte eine bestimmte Temperatur unterschritten werden – bei mehreren Tagen verhangenem Himmel zum Beispiel, einfach, wenn die Sonne mal nicht scheint. Dazu die Pumpe, die den Druck aufrechterhält, denn das Wasser, das von der Straße kommt, muss zuerst auf unser Dach in einen Tank, dann in die Solaranlage, da bleibt nicht allzu viel Druck auf der Leitung, auch nicht, wenn es danach wieder steil bergab geht. Der Tank ist vorgeschrieben auf dem Land, falls es auf der Insel zu Engpässen in der Wasserversorgung kommt, wenn es zum Beispiel im Sommer sehr warm ist und alle Touristen meinen, dreimal am Tag duschen zu müssen. Und der Wasserfilter garantiert uns sauberes Wasser! Kein 8-Liter-Flaschengeschleppe mehr! Hurra!

Motiviert geht es jetzt ins Wochenende. Auch heute war es anstrengend, wir haben nun wirklich die letzten Wasserrohre verlegt, damit in der nächsten Woche der Klempner kommen kann, um die Rohre auf Dichtigkeit zu prüfen sowie unser Maurer, der ein weiteres Loch für ein Fenster ins Gästehaus bricht. Und dann, dann geht es los mit dem Zuschütten der Böden. Ich würde sagen: Es läuft wieder rund.

8 Gedanken zu „Ceci n’est pas une pipe.“

  1. Liebe Nedde,
    so einen Durchhänger hat Jeder mal. Das macht dich noch sympatischer. Schön dass Du dich wieder gefangen hast und dass Olli dich so gut kennt.
    Solarthermie habe ich seit 20 Jahren auf dem Dach. Funktioniert wunderbar, ich denke die Systeme sind einigermaßen ausgereift. Wie groß ist Euer Warmwassertank (150 oder 200 l?) wir haben einen 200 Liter-Tank. Normal ist bei uns, dass nur die oberen 100 – 150 Liter ständig warmgehalten werden auch wenn keine Sonne scheint. Bei uns aber durch die Gasheizung. Das genügt aber immer für eine volle Badewanne oder ausgiebiges Duschen mehrerer Personen.:-)
    Liebe Grüße
    Bernd

    1. Unser Wassertank hat 150 Liter, allerdings funktioniert der wie ein Durchlauferhitzer: 150 Liter werden möglichst dauerhaft über die Solar-Paneele erhitzt, dann fließt dort in einer Spirale das Wasser aus der Leitung durch, bis es hoffentlich heiß auf der anderen Seite wieder rauskommt. Laut Hersteller ergibt das dann sogar 200 Liter heißes Wasser, aber das werden wir sehen. Notfalls schaltet sich elektrisch was dazu, Gas wäre ein extra Gerät und vermutlich viel komplizierter gewesen, so kommt alles aus einer Hand.
      Die volle Badewanne war übrigens genau unser Anliegen. Auch, bzw. gerade, wenn mal zwei Wochen die Sonne nicht scheint, möchte man ja vielleicht in der heißen Wanne sitzen … Mit dem Elektroding sollte das klappen. 🙂
      Danke für Dein Feedback! Ist immer gern gelesen.

  2. Ich bin stolz auf euch. Es ist kaum zu glauben was ihr geschafft habt, handwerklich und auch seitens des Know-how. Und … ich bin sicher ihr werdet es schaffen (egal wann) und das Haus wird zu einem Schmuckkästchen 😘

  3. Hallo ihr Beiden,
    Unsere Bauzeit betrug zwei Jahre und fünf Monate….und Durchhänger hatten wir viele. Das straucheln ist nicht schlimm, solange man immer wieder aufsteht und umso stolzer seid ihr später wenn ihr dieses unglaubliche Projekt beendet habt und eurer reichlicher Besuch dann voller Bewunderung für eure Leistung ist😊
    Olivia hat übrigens beim Titel sofort an die Verbindung zu Magritte gedacht👍
    Wir freuen uns auf jeden Fall schon sehr dich ganz bald live zu sehen💖

    1. (… ich kapier gerade nicht, wie ich ein Bild hier einstellen kann …) Jedenfalls habt Ihr ein kluges Kind. 🙂
      Und ja, ich weiß, dass viele viel länger bauen, aber … wir hatten das alles ja nie geplant!!! xD

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