Endlich geht mal was voran.
Etwas, das man sehen kann.
Und fühlen.
Besonders am Abend.
Es hat viel zu lange gedauert, bis wir uns endgültig für Grava (Kies) als Basis für unsere Böden entschieden hatten. Eigentlich war es von Anfang an klar, denn Grava kommt dem für so etwas in Deutschland üblichen Kies am nächsten: Schwer ist er, die Korngröße beträgt zwischen 20 und 40 mm und – und das ist am Wichtigsten – es ist kein poröser Vulkankack.

Aber viele Köche verderben bekanntlich den Brei, und viele Meinungen führen schnell zu Verunsicherungen, so auch bei uns, als der Sandmann (ich erwähnte ihn im letzten Artikel) uns verschiedene Bodenfüllmaterialien vorstellte. Ein Sand-Kies-Gemisch schlug er vor, das wäre am Günstigsten und für uns wohl am Leichtesten zu handhaben, doch wir waren unsicher, denn eine zu feine Körnung würde doch schon wieder den Kapillareffekt auf den Plan rufen, und wir wollen doch trockene Böden!
Hier mache man das aber so, und Grava sei außerdem viel zu teuer.
Wir überlegten eine ganze Weile herum, dann bot er uns eine weitere Gesteinskörnung an, rundliche Lavasteinchen in unterschiedlichen Größen. Ollie war von dieser Variante gar nicht überzeugt, denn Steine mit Poren, wie Lavasteine sie nun einmal besitzen, würden doch das Wasser speichern – genau wie das Picón, das er eigenhändig und mit viel Schweiß und Kraft und genau aus diesem Grund tonnenweise aus dem Haus getragen hatte! Der Sandmann ging auf das Argument ein: Es wäre doch gut, behauptete er, wenn die Steine der Umgebung das Wasser entzögen, dann wäre da nichts mehr feucht.
Hm.
Außerdem mache man das hier immer so.
Er bemerkte unsere Unschlüssigkeit und ließ uns einen Moment allein, damit wir in Ruhe zu einer Entscheidung kommen könnten. Ich schnappte mir indes eine Handvoll der Lavasteine und schleckte an ihnen. Salzig waren sie wenigstens nicht, aber ja, okay, es sah wirklich so aus, als würden sie meine Spucke wie ein Schwamm aufnehmen. Dann kam ich auf die Idee, die Steine in einen Becher mit Wasser zu legen. (Ja, wir hatten an diesem Tag tatsächlich einen kleinen Übertopf und eine Flasche mit abgestandenem Wasser im Auto herumfliegen). Und wirklich. Die porösen kleinen Dingerchen saugten sich ordentlich voll. Aber hieß das wirklich, dass sie für unseren Boden nicht geeignet wären? WAS WISSEN WIR DENN SCHON?
Ollie wollte diskutieren, aber mir war es langsam zu doof: Der Sandmann hatte doch Erfahrung und weiß ganz sicher, was das Beste ist, oder? „Ollie“, sprach ich also in meiner verwirrten Verzweiflung, „lass uns dieses Zeug da kaufen, das wird schon. Der hat das schon oft gemacht, und wir haben doch, ehrlich gesagt, gar keine Ahnung von Nix, und außerdem machen wir ja noch die Folie drüber, feucht werden kann es also nicht. Hm?“
Ollie war nicht überzeugt. „Läuten bei dir denn nicht die Alarmglocken“, fragte er mich daraufhin, „wenn jemand hier auf der Insel sagt, dass man das schon immer so macht?“
Der letzte Satz war der Ausschlag.
Als der Sandmann zurückkam, bestellten wir eine LKW-Ladung Grava. „Viel zu teuer!“ lachte er uns aus, „Geldverschwendung“, aber wir zahlen lieber diese 150 Euro mehr pro LKW-Ladung, als uns nachher die Plötze zu ärgern. (Woher kommt dieser Ausdruck eigentlich? Tante Google ist keine Hilfe …)

Am Donnerstag war es dann soweit: Der Grava kam, als wir Feierabend machten. Und was für ein riesiger Haufen das war!!!

Gleich am nächsten Tag ging’s los, Schubkarre um Schubkarre landete im Gästehaus. Im Akkord und abwechselnd schippte der eine, während der andere die Schubkarre im Haus entlud und den Grava möglichst gleichmäßig im Raum verteilte.
Den Meterriss und die Markierung für die Oberkante des Kiesbodens zeichneten wir bereits am Mittwoch an sämtliche Wände des Hauses. Und so sieht man den Fortschritt nach bereits einem Tag.
Nach dem Wochenende sollte es genau so weitergehen: Einer befüllte die Schubkarren, der andere leerte sie aus und verteilte ihren Inhalt – stundenlang. Und Grava ist undankbar zu schaufeln! Aber das meiste ist nach drei Tagen nun erledigt, morgen schieben wir die letzten vielleicht 8 Schubkarrenfüllungen ins Gästehaus, dann sollte die blaue Linie überall erreicht und der Boden mit sage und schreibe 28 cm Grava – das sind knapp 10m³ – aufgefüllt sein. (Stellt Euch einfach mal eine 1 x 1 x 10-Meter-hohe Säule vor.)
Die Rohre mit der einst unnötig bestellten Erde abzudecken, war übrigens ein aus der Not geborener, aber dennoch kluger Schachzug. Das merken wir jetzt, da der Lehm auf den Rohren durchgetrocknet und steinhart geworden ist. Der grobe Grava, den wir nun im Gästehaus um und über den eingematschten Wasserleitungen verteilen, kann ihnen auf diese Weise nichts mehr anhaben, nicht einmal, wenn wir darauf herumhopsen. Und das müssen wir. Hopsen, tapsen, in kleinen Schritten voran. Das soll den Boden verdichten, damit der Beton, den wir als Sauberkeitsschicht oben drüber gießen, nicht reißt. (Ich weiß, es sieht total bescheuert aus. Und hey, es sieht auch verdammt simpel aus, aber das ist es nicht. Nicht, wenn man stundenlang vor sich hinhoppelt. Ich bin nicht umsonst so nassgeschwitzt!)
„Ich weiß genau, was Sie jetzt denken, und Sie haben recht!“ Dafür gibt es doch eigentlich Maschinen, sogenannte Rüttelplatten. Aber auf dem Boden sollen keine Autos herumfahren, sondern Menschen laufen (nicht hopsen, hehe). Und sollte es Risse geben, dann ist es mir offen gestanden auch egal, denn der Boden muss ja nichts halten! Wir benötigen kein Fundament für irgendwelche Mauern, sondern füllen nur den vorher ausgehobenen Boden wieder vernünftig auf, somit sollte unser Bodenaufbau ausreichend sein – bestätigen auch zwei deutsche Architektenfreunde …
Also: Weitermachen.
Einen Gravastaubentfernungsapparat™ haben wir dann heute auch noch zusammengezimmert. Der Gravaberg besitzt ziemlich viel Staub in seinem Inneren, den galt es zu entfernen, bevor der in den Boden gelangt und so die wichtigen, luftdurchlässigen Zwischenräume zwischen den Steinen verstopft. Denn dann ginge das Spiel mit dem Kapillareffekt von Neuem los.
Wie Ihr seht, waren wir also sehr fleißig. Denke, wir haben uns das Essengehen heute verdient. Denn schon morgen geht’s weiter, ein bisschen Berg ist noch da. Und ein bisschen fehlt auch noch im Gästehaus.


Ich weiß gar nicht, warum es noch Menschen gibt, die ins Fitnessstudio gehen, wenn seinen Körper auch auf diese Weise trainieren kann und noch dazu etwas Nützliches dabei rauskommt! Sieht jedenfalls gut aus. Wieviel Pfund kostet denn das Gästehaus bisher?
Ich glaube, ich habe auch Fenster gesehen. Stimmts?
Sind gar nicht viele Pfund, höchstens 3, aber viel ist in Muskeln umgebaut worden, denke ich. 😉 Das zweite Fenster ist tatsächlich drin, das heißt, das Loch dafür. Die Fenster fürs Gästehaus kommen … bald.
hi, wieder etwas geschaft, super.
was kommt als nächstes, erst die Wände dann der Boden ?
Gruß Ingrid
Heute haben wir tatsächlich die Wände bearbeitet. Gestern Nachmittag nach vielem Schippen und Stampfen sind wir in den Baumarkt und haben uns einen Kärcher besorgt. Den brauchen wir später auch noch zum Autowaschen oder Fliesen etc., also eine gute Geldanlage. Damit haben wie heute die Wände in Küche und Bad – die Zimmer, die als nächstes eine Gravafüllung bekommen werden – gekärchert. Das hat uns der Sandmann empfohlen, und ganz beratungsresistent sind wir ja nicht, auch wenn es öfter mal so rüberkommen mag. Morgen müssen wir dann die Sachen, die in den restlichen Zimmern noch herumstehen in den Salón bringen, der kommt zum Schluss. Dann kärchern und Wochenende. Am Montag folgt eine weitere – genau so große – Fuhre Grava. Dann werden die restlichen Böden aufgefüllt.
Hallo ihr Beiden,
wieder mal meinen größten Respekt für Eure Leistungen.
Bei meinem Bauprojekten diente die „Kiesdrainage“ als Filterschicht und Wasserableitung nach unten und zur Seite. Mein Haus steht auf einer 75 cm dicken schicht aus grobem Kies. Diese wurde mit einer Rüttelmaschine nach jeder Lage extrem verdichtet. Darauf kam eine Schicht aus feinerem Kies. Darauf wiederum kam eine etwas dicke Folie, die die darüber aufgelegte Wasserundurchlässige Folie gegen den Druck der Steine schützen sollte, damit sie eben wasserdicht bleibt. Dann erst erfolgte das Gießen der Beton-Bodenplatte. Darauf kam wieder eine wasserundurchlässige (ich glaube sie heißt Dampfdissusionsfolie), dann erst kam der Estrich.
Vielleicht denkt ihr darüber nach, einiges könnt ihr vielleicht nicht nachholen, aber vor dem Estrich oder dem Betonfundament-/Bodenplatte solltet ihr auf jeden Fall die wasserundurchlässige Folie einbringen.
Liebe Grüße
Bernd
So ist auch unser Plan, also das mit den zwei Folien: Auf den Grava kommt eine sehr feste Folie, die auch die Spitzen der Steinchen aushalten dürfte (so sagte man), dann 6 cm des Magerbetons als Sauberkeitsschicht, darauf noch mal die Folie und darauf 5 cm Estrich.
„Dampfdiffusionsfolie“ hört sich toll an, gibt es hier aber nicht. Wir waren froh, eine stabile Folie kaufen zu können, die nicht sofort zerreißt. (Fun fact: Meine Architektenfreundin fragte mich, aus welchem Material die Folie sei, da Zement ja doch ätzend ist und sie auflösen könnte. Ich schaute daraufhin auf dem Kassenzettel nach und las: „Plástico negro“ Schwarze Folie. Soviel also dazu.
Das mit dem Rütteln, da schrieb ich ja schon, wir füllen ja „nur“ die Räume auf, es stehen keine statisch relevanten Mauern drauf. Ich hoffe, mein Gehopse (immerhin knapp 70 kg) reicht, dass der Beton nicht reißt. Und ist er erst mal erhärtet, sollte ihn so schnell nichts kleinkriegen. Oder?
Ja, das abfüttern diente sicher der Stärkung der Statik weil das Haus auf die bodenplatte gestellt wird. Das ist bei euch ja nicht der Fall. Allerdings müsstet ihr euch Gedanken darüber machen den estrich schwimmend zu verlegen.Gaaaanz wichtig gegen ungewollte Schallübertragung) ..und darauf achten dass er nicht zu stark gegen die Wände drückt ( Eigengewicht) da diese eventuell nicht auf richtigen Fundamenten stehen. Nicht dass der estrich die Wände nach außen schiebt.
DANKE für Deinen Kommentar, tatsächlich sind wir unsicher bei dem, was wir hier gerade tun, man findet so wenig im Netz. 😉 Aber umso besser, dass wir das alles genau (oder ziemlich genau) so geplant haben, wie Du schreibst. Ja, auch „schwimmen“ soll der Estrich werden, dazu haben wir uns schon eine 1-cm-dicke Schaumstoffbahnrolle in einem Laden vorm Flughafen ausgeguckt, die ab Höhe Oberkante Magerbeton senkrecht bis Oberkante Estrich an die Wand kommt. Dazu gibt es noch die Dämmung unter den Holzlatten, die später die Dielen/das Parkett halten. Dann sollte nichts mehr klappern. Nun, die Wände sind auch noch mal 60 cm dick, gefüllt mit Lehmboden, wie da der Schall überhaupt übertragen werden soll, weiß ich nicht, aber sicher ist sicher. Der Estrich bekommt auch „nur“ eine Stärke von 5 cm, der wird sicher nichts ausrichten gegen die 60er Wände.