Endspurt, oder: Alles auf einmal.

Blog

Am Montag besuchten wir aus aktuellem Anlass u.a. einen Fliesenladen, um nach Fliesen zu schauen, einen Baumarkt, um nach Toiletten zu schauen, und einen Technikladen, um nach Kühlschrank und Herd fürs Gästehaus zu schauen. Auf dem Weg dorthin hielten wir bei einer alten Ruine in der Nähe des Castillos in Teguise, was immer interessant ist, da wir schauen, wie man damals baute, um uns Anregungen zu holen.
Ganz zuerst aber waren wir im Jardín de Cactús, dem Kaktusgarten in Guatiza, gleich nebenan von Mala.

Ich hatte schon Ende August von den Schwierigkeiten berichtet, diese Steine zu bestellen, und dass man uns dort sagte, die Mitarbeiter wären zur Zeit alle im Urlaub. Doch sagte man mir zu, uns spätestens Anfang September Bescheid zu geben und ein Angebot zu machen.
Natürlich gab man uns nicht Bescheid (wer hätte Anderes erwartet?), also versuchten wir unser Glück nun endlich in einem anderem Laden, und siehe da: einen Tag nach Bestellung wurden sie geliefert. Kostenlos. Ich bin sprachlos. (Wir haben noch nicht kontrolliert, ob die Größe stimmt. Ich glaub, wir trauen uns einfach nicht!)


Im Gästehaus ist nun alles verputzt. Nachdem wir mit Pladur-Platten1)in Deutschland verkauft es sich unter dem Namen Rigips die Löcher um die Armaturen verdeckt hatten, fehlte nun noch der Putz. Die Sorge, der Putz könnte auf dem Pladur nicht halten, war unbegründet. Die Wand ist fertig, und hätten wir nicht so viel zu tun, würde ich schon mit dem Tadelakt beginnen. Doch eins nach dem anderen, das zum Schluss.


Unser Tischler ist ein ganz toller, aber mit den Maßen hatte er es nicht so. Und so waren die von ihm gebauten Rahmen zwei Zentimeter zu groß. Zu seinem Schutz sei aber gesagt, dass die Wände auch extrem krumm sind, und einmal messen nicht zum richtigen Ergebnis führen kann.


Und dann ging’s über zum Möbelbau.

Für die Farbe verwendeten wir eine Kappe Nogalina (Walnussschalenextrakt) für einen Liter Wasser. Und dann der Schreck: Beim Waschen landete ein Tropfen auf dem frisch (einfach) geölten Brett und hinterließ tatsächlich einen hellen Fleck. Sollte die Farbe nicht wasserfest sein? Die Bretter sollen später in die Küche, sollen Arbeitsfläche sein und dort, wo die Spüle steht.
Doch mein Retter war zu Hand und beruhigte uns: Danke Leo!
Wir bräuchten mindestens drei Ölanstriche, dann würde es schon klappen, und tatsächlich, ein paar Tage und mehrere Ölrunden später hält die Farbe.



Und dann war da noch die Sache mit dem Strom.

Es war etwas schwieriger als gedacht, und wir wurden für unsere vielen Stromkreise kritisiert, … die wir allerdings genau nach der spanischen Normativa gelegt hatten! Dicke der Kabel seien zu dick, es hätten dünnere gereicht, dann wär das alles auch billiger geworden. Drei bis vier Stromkreise, das wäre es gewesen. Sagten sie.

Wir machen’s richtig. Hoffentlich.

Heute der Schreck. Ich bekam eine Nachricht per Whatsapp vom Elektriker, der uns das Ganze noch anmeldet, und er schrieb: „Podrás solicitar al aumento de potencia en cualquier momento […] hasta la potencia de 2,2 kW“
Watt?!
Es sei also alles soweit beantragt und weiter: „Du wirst jederzeit die elektrische Leistung [von jetzt von läppischen 1,5 kW] auf 2,2 kW erhöhen können.“
Wir fühlten uns wie im Film. „Zwei Punkt zwanzig Kilowatt?! Zwei Punkt zwanzig Kilowatt?! Mein Gott!“
Und wer jetzt fragt: „Was zum Teufel ist ein Kilowatt?“, dem sei gesagt, mit der Potencia von 2,2 kW können wir nicht einmal einen Herd anschließen, geschweige denn zwei. Keine Mikrowelle, vermutlich müssen wir die Waschmaschine ausstöpseln, bevor wir Fernsehen. Also doch ein Gasherd. Und … verzweifeln!

Aber nichts wird so heiß gekocht, wie es gegessen wird (umgekehrt, ich bin müde!), und nachdem ich entgeistert nachgefragt hatte, entschuldigte sich der Elektriker sofort: „Perdón, 9,2“ schrieb er. Perdón. (Kann ja mal passieren …)

Mann, Mann, Mann.
Aber ein kleiner Aufreger hin und wieder ist ja nicht schlimm, wenn der sich innerhalb weniger Minuten wieder verflüchtigt.


So wie das mit den Fenstern heute. Da kommt der Tischler extra früh – wir hatten ihm den Schlüssel nebens Haus gelegt, damit er um 8 anfangen kann, während wir noch schlummern, bzw. langsam aufwachen – und beginnt mit dem Anpassen der noch glaslosen Fenster.
Wir kamen um 10, er war nicht da, und ich sah die Scheiben, die noch lose in einem Obstkarton lagen. Momentemal! Das waren nicht die, die wir uns ausgesucht haben! Wir wollten unverspiegelte Fenster, günstige, ein wenig abgedunkelt vielleicht, und das hatten wir der Dame im Glassladen auch extra so gesagt. Und sie hatte es auch genau so wiederholt. Und der Tischler, der nun auftauchte, meinte dann auch noch, dass diese Schminkspiegel das vielfache von normalem Glas gekostet hatten!
Da isser wieder, der Aufreger. Diesmal dauerte er länger als ein paar Minuten, aber innerhalb von einer Stunde war ich 20 km nach Arrecife zum Glasladen und wieder zurück gefahren und habe alles gemanaged. Die Dame war zwar noch immer davon überzeugt, dass sie alles richtig gemacht hat, aber am Montag sind die neuen Scheiben fertig und der Tischler wird sie in die Fenster einbauen.

Ja, tatsächlich. Das war eine Woche voller Aufreger. Aber ehrlich gesagt … so schlimm war’s dann auch nicht. Auch nicht der heutige Schreck in der Morgenstunde, als wir Mala erreichten und die Straßen feucht in der Sonne glänzten. Wir haben da nämlich so drei Zimmer ohne Dach, dafür aber mit freiliegenden Steckdosen. Außerdem lagen die frisch gefärbten und noch nicht dreifach geölten Holzbretter unter freiem Himmel. Regen wäre das letzte gewesen, das wir gebraucht hätten. Doch der Konjunktiv macht deutlich, dass es nur die Straßenreinigung gewesen war, die den seidigen Schimmer auf dem Asphalt hinterlassen hatte.

Ich glaube, wir waren früher weit schreckhafter.
Nein, das glaube ich nicht, das weiß ich.


Ganz zum Schluss noch etwas Hübsches: Meine Tante aus Australien hatte mir im – war es wirklich Januar? – jedenfalls sehr früh im Jahr einen Frangipani-Ableger geschickt. Der war schön verpackt und beschriftet gewesen mit „Piece of Wood“, und mehr war es da auch noch nicht: ein Stück Holz, die Form erinnerte an eine Wünschelrute. Ich stellte ihn, das verriet mir Google, zuerst ein paar Tage in Wasser, dann in Kokoserde. So macht man das. Doch nichts passierte. Anfangs sprossen ein paar Blätter, dann stand Woody träge im Topf, erst in der Küche, später in einem größeren auf dem Balkon. Und regte sich nicht.
Ich hatte ihn nach so langer Zeit fast (!) aufgegeben, doch nahm ich ihn mit zum Haus uns setzte ihn in die Erde. Redete viel mit ihm. Auf Deutsch, Englisch und Spanisch, sicherhalber. Ein bisschen Picón vermischt mit der steinharten, lehnhaltigen Erde, eine Mischung, die die Ingwerknolle neulich nicht vertragen hatte, sollte sein neues Zu Hause sein. Und Woody? Was macht der?
Er wächst.
Und zwar wie ein Weltmeister.

Ich bin guter Dinge, dass er sich wohlfühlt. Gleich neben der Einfahrt steht er, von Hühnern geschützt, und begrüßt jeden, der uns besucht. Und natürlich uns, wenn wir nach Hause kommen.


Titelbild: In die feinen Risse im Estrich ließ ich (statt teurem Epoxidharz) Kalkmilch laufen. Sollte auch die reißen, und getrockneter Kalk reißt schnell, müssten wir gegen diese Risse was unternehmen, so die Theorie.
Und hey, die Risse blieben verschlossen, und nun machen wir einfach. Vielleicht ist das doof, aber das werden wir später sehen. Manchmal darf man auch pfuschen. So.

Fußnoten

Fußnoten
1 in Deutschland verkauft es sich unter dem Namen Rigips

2 Gedanken zu „Endspurt, oder: Alles auf einmal.“

  1. ich kann mich nur wiederholen….der Fortschritt ist super-sichtbar. 9,2 kw sollte ausreichend sein. Da könnt ihr gleichzeitig den Ofen laufen lassen, die Spülmaschine, Waschmaschine und die Klimaanlage 🙂
    Das mit dem fehlenden Dach würde mir auch Sorgen bereiten. Wann ist denn der Dacheinbau geplant? Irgendwann könnte es ja mal regnen.
    Bernd

  2. das Holz sieht super aus, alles andere ist ja wirklich schon fortgeschritten, jetzt gehts zum
    Ende, natürlich brauchts noch ne Weile aber man sieht doch endlich grosse Fortschritte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert