Quark – immer eine gute Idee

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Das Dielendach ist dicht.

Wie sehr die Farbe in Zukunft Wind und Wetter standhalten wird, werden wir sehen. Für den Winter sind wir jedoch erst einmal gewappnet. Und damit das nicht nur auf der Diele der Speisekammer und dem HWR so bleibt, ging es auf dem restlichen Dach weiter.

Doch leider mussten wir zuerst drinnen noch mal ran.
Die Farbe deckte noch immer nicht.

Also weiter im Takt.
Und weiter mit Quark.
Und mit mehr Kalk.

Ein altes Rezept übrigens, das hatte ich noch nicht erwähnt. Man füge der Kalkfarbe Quark hinzu, damit die später – wegen der Verbindung des Kaseins mit dem Kalk – nicht kreidet. Der Kalkanteil wurde zudem stark erhöht, so dass wir eine Mischung von 1 : 1 erhielten.


Ollie malerte eifrig, ich vergnügte mich bei einem Arztbesuch, und als ich am Montagnachmittag zurück zum Haus fuhr, um ihn abzuholen, waren die Wände im Gästehausschlafzimmer schön weiß.
Leider platzte aber auch an einigen Stellen die Farbe ab.

Es war zum Verrücktwerden! Und ich weiß nicht, ob es unserem Forscherdrang, unserer Neugier oder unserer unglaublichen Sturheit geschuldet war, aber wir hielten an der Idee der Kalkfarbe fest, irgendwie musste es doch klappen, andere können es doch auch, und Kalkfarbe ist doch auch so gesund (Argument Nedde) und so günstig (Argument Ollie).

Die Farbe musste wieder runter; mit Schwamm (Scheuerseite), großem Gerät, kleinem Spachtel, und vielen Stunden Schrubberei.
Wir diskutierten hitzig, was sinnvoller wäre: die Farbe komplett von den Wänden zu kratzen oder nur dort, wo sie sich leicht mit dem Spachtel löste. Beide oben genannten Sturköpfe setzten sich durch, und so hatten wir am Nachmittag eine Wand komplett ohne und die andere mit nur teilweise abgekratzter Farbe. (Keine Fotos, es war wohl zu frustrierend.)


Da wir nur einen „guten“ Pinsel besitzen (so wie nur eine „gute“ Leiter existiert!), konnte sich nur einer von uns (ich) dem Gästehaus und seinem neuen Farbanstrich widmen.


Der andere (Ollie, wer hätte es geahnt?) wandte sich dem Dach zu. Da die Baba-Farbe auf dem Dielendach einen guten Eindruck machte, mischten wir neue Farbe an, und er verteilte sie großzügig über dem Schlafzimmer, über „Sollbruchstellen“ und anderen delikaten Flächen, an denen die Gefahr des Durchnässens besteht.

Und so sprühten und strichen und mischten und malerten wir die gesamte Woche, eine zweite Schicht im Gästehaus, da noch immer ein paar Schatten zu sehen waren, das Arbeitszimmerdach noch einmal, weil Ollie vergass, Öl der Farbe hinzuzumischen, und … ja. Irgendwann war es dann schön.


Es gibt tausende Rezepte für Kalkfarben, wir haben folgende herausgefunden, die – zumindest für uns – funktionieren:

Wandinnenfarbe (Kalkkaseinfarbe1)diffusionsoffen, emissionsfrei, offenporig und kapillaraktiv.):

  • 4 Liter (zehn 400-g-Becher) Cal en pasta (Sumpfkalk)
  • 4 Liter Wasser
  • 10 TL Quark (Magerstufe!) (Nachtrag: Das war NIX, kreidete und überhaupt MURKS. Aber heute (Juni 2021) wissen wir es besser. Das Rezept für eine haltbare, wischfeste Kalkkaseinfarbe findet Ihr HIER: https://ein-haus-in-mala.nedde.de/2021/04/09/kalkkaseinfarbe-das-rezept . (NACHTRAG 2023: Kalkkaseinfarbe ist auch Murks. Wir strichen spätere Räume mit purem Sumpfkalk, also dem selbstgelöschten Branntkalk. Etwas Sinterwasser, dass sich oben auf dem Sumpfkalk abgesetzt hat, nehmen wir zur Verdünnung, aber mehr auch nicht. DAS hält und kreidet nicht und ist bisher auch noch nirgendwo abgeplatzt, wo es nicht schon vorher abgeplatzt ist. Und kreiden tut die Farbe auch nicht, da sie sich wunderbar mit dem Untergrund verbindet. Ach, und wenn man nach dem Streichen mit dem Pinsel noch einmal mit dem Gummihandschuh drübergeht, dann wird es wunderbar glatt.)

Vorher die Wände vornässen. Sehr gut klappt das mit einer Sprühpistole. Besser als mit einem Pinsel, da der Auftrag sehr gleichmäßig wird.

Für die Anstriche, denn es sind mehr als einer, empfehle ich einen speziellen Kalkpinsel 2)„Fassadenstreichpinsel“. Der hat viele und dazu sehr weiche Borsten und hält die Farbe super, so dass nichts tropft. (NACHTRAG 2020: Fassadenstreichpinsel sind sauteuer. Wenn man alles in einem Rutsch streichen kann, mag das gut funktionieren, aber den Pinsel rückstandslos sauber zu bekommen, ist unmöglich. Was heißt, dass der Pinsel mit der Zeit schwerer und härter wird, da der Kalk die Borsten zusammenklebt. Ein stinknormaler breiter Pinsel, der nicht haart, tut’s genauso!) Und dann geht’s ans Werk. Den Pinsel halb eingetaucht ergibt die Farbe etwa 1/4 Quadratmeter Wandfläche. So dünn wie möglich aufgetragen – in Achten, kreuz und quer, immer und immer wieder über die gleiche Stelle – entstehen dann auch keine abplatzenden Stellen. Und sollten solche Stellen entstehen, kann man die – frisch entdeckt – mit dem Fingernagel zurück an die Wand drücken.

Tipp: Um fit zu bleiben spare man sich das Abfüllen der Farbe in kleinere Behältnisse. Stattdessen stehe der Eimer am Boden … für höherliegende Wandbereiche hopst die Nedde immer wieder vom Stuhl runter oder bückt sich zur Abwechslung auf dem Stuhl (!) tief, ganz tief hinunter, um den Pinsel in den (immer noch am Boden stehenden Farbeimer) zu tauchen und sich dann wieder geschmeidig auf den Stuhl zu bewegen. Arbeitsersparnis ist was für Lamer! xD

Preis für einen Eimer Farbe (9-10 l): ca. 3,50 Euro3)Natürlich muss man einrechnen, dass man mindestens zweimal streichen muss, aber im Vergleich kostet diese – gesunde!– Farbe einen Bruchteil von normaler Dispersionsfarbe. Und es riecht auch noch so schön nach eingeschlafenen Füßen, wenn man streicht!

FUN FACT: Ihr kennt alle PLAKA-Farbe, richtig? Damit haben wir doch alle schon gemalt. Das ist nichts anderes als pigmentierte Kalkkaseinfarbe!4)Von Höhlenmalerei, Fresko und Michelangelo fange ich jetzt gar nicht erst an …

Dach-/Fassadenfarbe:

  • 4 Liter Baba
  • 6 Liter Wasser
  • 1 kg grobes Salz
  • 3 Kilo Kalk (Weißkalkhydrat, Baukalk)
  • ein Schuss Leinöl

    NICHT GUT. Nach einem halben Jahr ohne Regen fegte uns die gesamte Farbe vom Dach.
    Ob die Kalkkaseinfarbe (HIER beschrieben) besser sein wird, wird man sehen. (Stand: Juni 2021)
    (Stand Juni 2023: Nein. 😉 )

Die Baba werdet Ihr vermutlich schlecht herstellen können. Aber der Vollständigkeit halber wollte ich es noch einmal erwähnt haben. Außerdem ist es immer gut, noch mal selbst nachschlagen zu können, wenn man die Mischungsverhältnisse wieder vergessen hat.

Preis für einen Eimer Farbe (14-15 l): ca. 1,50 Euro

Die Baba muss eine Nacht ziehen, das heißt, man schnappt sich zwei Kaktus-„Blätter“, schabt die Stacheln ab, schneidet sie anschließend in kleine Würfel und gießt 4 Liter Wasser drauf. Am nächsten Tag vermischt man diese jetzt leicht zähe Flüssigkeit mit 6 Litern Wasser. Das grobe Meersalz dazu und gut rühren. So lange, bis es sich auch wirklich aufgelöst hat5)Tatsächlich löst sich das grobe Salz besser als feines!. Nun den Kalk dazu und wieder gut, sehr gut rühren. Zu guter Letzt das Leinöl dazugeben. Das gehört nicht in die Originalmischung, aber vermutlich schadet es auch nicht, wenn die Farbe noch wasserabweisender ist. Fürs Dach, bzw. die Außenfassade sollte die Farbe noch immer atmungsaktiv genug sein.


(Wie immer nicht einzuhaltende) Pläne für die nächste Woche im Gästehaus:
Fliesen legen Badezimmer.
Parkettlegen.
Küchen- und Bad-„Möbel“ installieren

Fußnoten

Fußnoten
1 diffusionsoffen, emissionsfrei, offenporig und kapillaraktiv.
2 „Fassadenstreichpinsel“
3 Natürlich muss man einrechnen, dass man mindestens zweimal streichen muss, aber im Vergleich kostet diese – gesunde!– Farbe einen Bruchteil von normaler Dispersionsfarbe. Und es riecht auch noch so schön nach eingeschlafenen Füßen, wenn man streicht!
4 Von Höhlenmalerei, Fresko und Michelangelo fange ich jetzt gar nicht erst an …
5 Tatsächlich löst sich das grobe Salz besser als feines!

4 Gedanken zu „Quark – immer eine gute Idee“

  1. Oha. ist das Dach komplett fertig? Stramme Leistung. Genau wie der Plan für nächste Woche. Hoffen wir dass die Farbe jetzt hält. Fliesen- und Parkett legen ist ja auch nö anstrengende Angelegenheit weil immer schön auf den Knien.
    Viel Erfolg weiterhin

    1. Danke!
      Ja, soweit alles fertig, und ich gehe davon aus, dass die Farbe hält. Zum Feierabend gestern sah es gut aus.

      Das Knien ist nicht schlimm, das sind wir ja gewöhnt, und ich sitze ja eh gern aufm Boden. 😉 Das einzige ist das immer-wieder-Aufstehen und Hinsetzen, aber das können wir vermeiden, wenn einer sägt/schneidet und der andere sitzt/verlegt. Wird schon. War schon schlimmer. 😉

    1. Noch fließt es durch Regenrinnen in den Patio, über den Boden in die Aljibe. Später in Regenrinnen direkt in die Aljibe. Mit dem gesammelten Wasser werden die Pflanzen bewässert, die Pumpe ist schon drin und pumpt – gesteuert durch eine Zeitschaltuhr – alle drei Tage für ein paar Minuten Wasser in den „Garten“. Später wird das eine intelligente Steckdose erledigen. Ein ganz ausgeklügeltes System xD

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