Legen und färben, bitte

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Ja, ich habe am letzten Freitag drei Zeitungen erworben, die ich sozusagen als Nachlass unter den Dielen versteckte. Ich kenne das von meinem Vater, auch er fand hin und wieder Zeitungen unter altem Parkett, eine spannende Sache, wenn doch seitdem einige Jahre vergangen sind. Das Eintüten machte mir einen diebischen Spaß. Wer weiß schon, wann jemand die Zeitungen findet? Was wird sich bis dahin verändert haben? Erinnert man sich noch an das Bangen Trump oder Biden? Was wird mit Corona sein? Eine interessante Zeit, in der wir leben …
Nun, wir werden die Freude oder Verwunderung des Finders nicht erleben, es sei denn, man reißt uns die Bude unterm Hintern weg, aber davon gehe ich mal nicht aus. Ich hoffe sehr, jemand findet sie in 50 oder noch besser: 100 Jahren! Das würde bedeuten, dass wir die Dielen gut verlegt und behandelt haben und dass es dann noch Menschen gibt.
Ich unverbesserlicher Optimist, ich. xD


Es gab Reste. Von den Dielen haben wir ein paar Meter übrig, und die nutzten wir, um die Möbel zu pimpen:

Und weil wir nun schon mit Kleinigkeiten beschäftigt waren, folgte – haltet Euch fest! – Dekoration!

Für die Befestigung der Stangen haben wir etwas ganz Besonderes verwendet. Wir hatten noch so einen alten Balken herumstehen, ich glaube, er stammt aus dem alten Hühnerstall. Jedenfalls ist der sehr schwer, und ich dachte mir schon, dass das prima Holz sein muss, das wir nicht einfach verfeuern sollten. Und tatsächlich stellte sich heraus, dass es sich bei dem Holz um Tea handelt.

„Madera resinosa y muy resistente que se extrae de los pinos canarios añosos.“ (Harzreiches und sehr widerstandsfähiges Holz, das aus alten kanarischen Kiefern gewonnen wird.)

Quelle: academiacanarialengua

Als Ollie von dem ollen Balken (Foto folgt) ein paar Scheibchen abschnitt, duftete es nach Pfeffer und Zitrone. Ja, das Holz ist wirklich speziell und erinnerte mich sogleich an unseren letzten Urlaub vor 4 Jahren auf Teneriffa. Dort waren wir in einem alten, restaurierten kanarischen Haus untergekommen, ein Traum, in dem es komisch roch.
Jetzt weiß ich, dass es nach Tea roch. Die Besitzerin hatte uns damals einiges über das Haus und seine Renovierung erzählt, auch, dass sie spezielles Holz verwendet hatten, das einen sehr hohen Harzgehält aufweist. Und tatsächlich tropfte es hier und da von den Balkonen.
Bei uns tropfte hingegen nichts, doch mein Dremel verklebte und das Holz qualmte und wurde schwarz und glatt, als ich es bearbeitete. Harz.

Dieses Holz ist relativ selten geworden, und so freue ich mich umso mehr, dass wir noch einen Balken davon haben. Was wir daraus bauen? Mal sehen, aber ein paar Scheibchen werde ich bestimmt zu Schmuck umbauen. Das sieht einfach zu schön aus!

Die Scheiben, die ich in der Hand halte, dienen übrigens sowohl der o.g. Küchenhandtuchstange als auch der Duschvorhangstange als Halterung.

Und so ging es weiter, hier ein Regalbrett, dort färben und ölen und schon war Donnerstag und wir dabei, uns wieder dem Dielenboden zu widmen.

Zuerst musste alles ordentlich gefegt werden, dann füllten wir die Astlöcher mit Holzkitt. Der musste trocknen (1-4 Stunden pro mm), also ging es erst am Folgetag weiter: Ich schliff mit dem Handschleifer und einem 80er Schleifpapier den überstehenden Kitt und die Unebenheiten des Holzboden. Ollie verwendete das große Gerät (s.u.) mit 100er Schleifpapier. Danach fegen, dann feucht wischen, damit die Holzfasern sich heben können und beim nächsten Schleifvorgang weggeschliffen werden können. Der nächste Schleifvorgang geschah mit 240er Schleifpapier. Noch einmal fegen, und der Boden war herrlich glatt.

Glatt genug, ihn nun zu färben.
Wir verwendeten erneut – das Gästehaus ist zum Ausprobieren da! – Nogalina, also Walnussschalenextrakt. Mit stinknormalen Spüllappen bewaffnet (keine Mikrofaser! Die bleibt am Holz hängen und fusselt!) rutschten wir nun zu zweit rückwärts über den Boden, vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer zur Küche und massierten dabei die Walnussfarbe in die Kiefer.

Und so sieht das vorläufige Endergebnis aus:

Noch etwas scheckig, aber das gibt sich, wenn eine zweite Schicht und vor allem Öl draufkommt. Hier haben wir uns für ein Hartölwachs entschieden, denn unser sonst präferiertes Leinöl könnte mit der Zeit etwas gilben. Zudem wird das Hartölwachs (angeblich) fester und schützt das Holz durch seinen Wachsanteil. Die Kritiken bei amazon waren gut, und jetzt warten wir, dass die Lieferung ankommt. Solange müssen wir die Füße stillhalten.
Aber es gibt ja noch genug zu tun.


Als ich Ollie fotografierte, fiel mir sofort das „Bilderrätsel“ aus meiner Kindheit ein, mit dem ich jeden wahnsinnig machte, der nicht schnell genug aufm Baum war: Was ist das (links?)

6 Gedanken zu „Legen und färben, bitte“

    1. Er wird noch ein bisschen dunkler, allein das Öl wird die Farbe noch anfeuern. Ich hoffe nur, die Walnuss macht ihren Job gut. Ich kann’s ansonsten nur empfehlen. Nogalina soll UV-lichecht sein, und damit ist es eine unglaublich günstige Holzfarbe. (Bekommt man übrigens auch in Deutschland bei amazon.de Vielleicht wäre das was für Deinen Papa?) 😉

  1. Sieht ja schon richtig wohnlich aus und der Boden ist echt schön geworden.

    Apropos Zeitungen: als ich im Sommer das Abbruchstockwerk über der Werkstatt ausgeräumt habe, kam ein Linoleumboden zum Vorschein, und darunter lagen Zeitungen als Zwischenlage ausgebreitet: von 1970! Ich habe viele davon retten können und habe jetzt Einiges zu Schmökern. Sehr spannend!

    1. Ja, oder? Wir hatten auch ein paar Zeitungsfetzen unter dem Zementboden gefunden. Deswegen weiß ich, dass das Lezezimmer um 1975 einen neuen Boden bekam. Ich finde ja, das ist jetzt nicht so richtig alt. Aber ganze Zeitungen können schon viel erzählen.

    1. Ich schrieb oben schon: Er wird noch ein bisschen dunkler, allein das Öl wird die Farbe noch anfeuern. Eine Probe haben wir schon vorbereitet, und wenn das Öl in zwei Wochen (seufz) kommt, dann schauen wir, wie dunkel es allein dadurch wird, bzw. wieviel Nogalina und in welcher Konzentration wir auftragen werden. Unser ganzes Holz ist ja damit gefärbt, und die Farbvarianten sind schon doll.

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