Kalkkaseinfarbe – das Rezept!

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Letzten Mittwoch hatte ich ein Foto zum Vergleich versprochen, das ich nachreichen wollte. Hab ich getan, hier könnt Ihr sehen, was innerhalb von zwei Jahren mit meinem orange-getadelakteten Stein geschehen ist.

Desweiteren ließ mich die doofe Kalkfarbe nicht los. Im Netz gibt es tausende von Informationen über Kalkfarbe, über Kalkkaseinfarbe, über Kaseinfarbe und dazu Formeln der chemischen Prozesse und Rezepte, die unterscheidlicher nicht sein können. Mal ganz viel Quark und wenig Kalk und dazu Pigmente (wir wollen ja keine bunten Wände, also weg), dann wieder wenig Quark und Sumpfkalk oder Branntkalk oder den ganz normalen oder, oder oder.
Mich macht sowas verrückt, zuviel Auswahl bei maximalem Unwissen.

NACHTRAG: Vergesst es. Nach zigmaligem Überstreichen, weil die Farbe nicht decken wollte, kann ich NIEMANDEM EMPFEHLEN, diese dämliche Farbe selbst herszustellen: Nehmt Sumpfkalk. Verdünnt den mit Wasser und Sinterwasser im Verhältnis 5 : 2 : 2. Da kreidet nicht und zwei- bis höchstens dreimal streichen reicht. Scheiß Quarkgedöns … Hmpf.

Jetzt aber, jetzt hab ich’s kapiert und jetzt gibt es von mir das ultimative Kalkkaseinfarbe-Rezept!
Dabei muss man vorab verstehen – und das tu ich endlich! –, dass diese Farbe nicht einfach eine Vermischung von Zutaten ist, so wie ein heißer Kakao: „Man nehme Kakaopulver, löse es in Milch auf und gebe Zucker hinzu.“ Gibt man keinen Zucker hinzu, schmeckt es zwar anders, tut dem Kakao aber letztendlich keinen Abbruch.
Ganz anders ist es bei der Kalkkaseinfarbe:
Um eine Basis für (Kalk-)Kaseinfarbe herzustellen, benötigt man z.B. Magerquark und Sumpfkalk. Der Sumpfkalk ist jedoch nur ein Mittel zum Zweck, um das Kasein aus dem Quark zu lösen! Hat nichts damit zu tun, ob wir das Ganze später für eine Kalkfarbe verwenden oder Pigmente darin lösen! Deswegen darf man sich auch über den hohen Quarkanteil im Vergleich zum Anteil an Sumpfkalk, mit dem er verrührt wird, nicht wundern. Es hat bis hierhin nämlich noch nichts mit Kalkfarbe zu tun!
Was die Basis aus Quark und Sumpfkalk zur Kalkkaseinfarbe werden lässt, ist der jetzt hinzuzufügende Kalk, bzw. das Kalkwassergemisch, was wiederum nichts anderes als schnöde Kalkfarbe/Kalkmilch ohne Zusätze ist. Die Farbgebung und die guten Eigenschaften (schimmelresistent etc.) stecken also in der Kalkfarbe, die o.g. Basis ist nur ein Zusatz, der verhindert, dass die Kalkfarbe kreidet und schlecht deckt.


REZEPT FÜR KALKKASEINFARBE

  • 4 Teile Magerquark
  • 1 Teil Sumpfkalk

    … gut miteinander verrühren. Das, was zuvor weiß und cremig war, weicht einem gelblichen und leicht transparentem Schleim. Schleim ist etwas viel gesagt, aber es ist ein bisschen klebrig und hat nichts mehr mit der vorherigen Konsistenz zu tun. Das mindestens 10 Minuten stehen lassen, aber das Vermischen vom Kalk mit Wasser (s.u.) dauert ja auch seine Zeit.
  • 15 Teile (Lösch-)Kalk (=Kalziumhydroxid, Ca(OH)2 )
  • 12 Teile Wasser

    … gut miteinander vermengen, am Besten geht das per Hand, dass man auch gut die Klümpchen wegbekommt. (Handschuh nicht vergessen, sonst bekommt Ihr fiese Finger!) Die Konsistenz wird cremig, wie ein griechischer Joghurt. Ich hab die Hälfte noch durch ein Sieb gestrichen, ist aber im Nachhinein betrachtet gar nicht nötig.

    Nach o.g. 10 Minuten die Quark-Sumpfkalk-Mischung mit der „Kalkcreme“ abermals gut vermengen. Dabei entsteht jede Menge Schaum, der das Streichen erschwert, deswegen:
  • 4 Teile Wasser
  • 1 EL Leinöl (für bessere Streichbarkeit)

    … dazu und rühren. Und fertig ist die KALKKASEINFARBE.

  • WICHTIG: Vor dem Auftrag die Wand vornässen! Das geht prima mit einer elekrischen Sprühpistole. Wenn man nicht allzuviel zu streichen hat, geht’s auch mit einer manuellen, das kann aber mühsam werden, und dauert halt auch.

Für den Farbauftrag gibt es spezielle Pinsel. Vielleicht tut’s auch ein Tapezierpinsel, aber meiner, eine „Fassadenstreichbürste oval“, liegt prima in der Hand und hält auch die Farbe gut, so dass es nicht so schlimm tropft.
Dann nur noch kreuz und quer streichen, damit die Farbe auch in jede Ecke kommt.

Zwei Aufträge reichen, den zweiten kann man vielleicht sogar etwas verdünnen, das probieren wir noch aus.


Die Sache mit dem Ruß (danke fürs Draufhinweisen, Bernd!) hat uns nun doch noch mehr beschäftigt. Haben gegoogelt, Profis gefragt, im Baumarkt (keine Profis) gefragt, nachgedacht und … sind jetzt bei einer Sperrfarbe aus Schellack angekommen, die angeblich Wunder wirken soll. Vermutlich funktioniert auch Waschbenzin, haben wir aber nicht gefunden, Aceton ebensowenig, also was soll’s. Lieber einmal richtig, als später ständige gelbe Flecken an der Wand zu haben, das wäre doch mehr als ärgerlich.


In der Zwischenzeit haben wir uns weiter mit dem Badezimmerwänden vergnügt – wollten wir jedenfalls, doch der Mixer hat den Geist aufgegeben just, als Ollie seinen Grobschlotz anrühren wollte. Zu Reparieren war da nichts mehr, es half auch kein neuer Stecker (er knüpperte den vom kaputten Staubsauger an den Mixer, doch da tat sich nichts!). Da der alte Stecker schon zu Beginn der Nutzung abgerissen war und ich ihn mit Isoband wieder festgemacht hatte, konnten wir ihn leider auch nicht umtauschen, so kulant wäre niemand.
Da an dem Tag eh alles schieflief, schlug ich vor, Ollie solle doch dann einfach einen neuen Mixer kaufen. Und so zog er los und stürzte sich ins Baumarktabenteuer, während ich im Badezimmer weitermachte.


Wir haben uns nun doch dazu entschlossen, eine Wand – die hinter der freistehenden, schlicht weißen Badewanne – unverputzt zu lassen, das heißt, damit der alte Mörtel nicht rausbröselt, nur in den Fugen zu verputzen.

Zuerst versuchte ich, mit meinem kleinen Messerchen den Putz vorsichtig zwischen die Fugen zu quetschen. Doch das dauerte, und es landete trotzdem die Hälfte auf den Steinen, so dass ich irgendwann eine andere Methode ersann. Zuerst eine fast komplette Lage Putz auf die Wand, dann mit den Finger die Fugen nachziehen um so den überflüssigen Putz herauszunehmen, und anschließend, sobald der Kalk schon etwas angezogen war … mit einem Lappen die Steine vom Kalk säubern.
Klappte nicht.
Vielleicht geht eine Drahtbürste, dachte ich und verwendete zum Säubern der Steine die Drahtbürste.
Nö.
Auch nicht.
Es musste etwas Weicheres sein, dass den Kalk von den Steinen bürstete, und so schnappte ich mir einen abgebrochenen Besenkopf, und fegte. Und das klappte hervorragend! Und ging viel schneller als vorher!
(Später habe ich genau diese Technik im Internet gefunden. Ich scheine also nicht der Erste zu sein, der daraufkam, doch das ändert nichts an meiner genialen Methode.) Das einzige ist, dass über den Steinen, sobald getrocknet, ein weißer Kalkschleier liegt. Den gilt es noch zu entfernen; hervorragend funktioniert hier der kleine Akkubohrer mit Bürstenaufsatz.


Ollie brachte den neuen Mixer mit und startete das Ding am nächsten Tag.
Nach 5 Sekunden ging der wieder aus.
Und das immer wieder.
Und die Geschwindigkeit konnte man auch nicht einstellen, so, wie es die Bedienungsanleitung behauptete.
Ollie sagte, der sei kaputt.
Ich sagte, vielleicht ist das ja eine Sicherung, dass er nicht zu warm läuft.
Ollie blieb stur. „Der ist kaputt.“
Ich war mir nicht sicher, ob der Baumarkt – derselbe, bei dem wir damals den Kärcher gekauft hatten, den sie mehrfach nach Las Palmas zur Reparatur eingeschickt hatten und der immer wieder mit der gleichen Macke zurückkam – den Mixer umtauschen würde. Sicher würden die sagen, das gehöre so, oder noch schlimmer: Sie würden ihn nach Las Palmas schicken.
Doch der Sturkopf ließ nicht locker und wir fuhren zum Baumarkt, um das angeblich kaputte Gerät umzutauschen.
„Was ist, wenn der dann wieder nach 5 Sekunden ausgeht?“ fragte ich.
„Dann ist der auch kaputt. Dann tauschen wir den nochmal um.“
Und was soll ich Euch sagen?
Ich Ollie hatte Recht.
Tatsächlich! Umstandslos tauschte man uns das Gerät um und ließ uns es sogar an der Steckdose neben der Kasse ausprobieren. Es lief. Es war laut, aber es lief und drehte sich ohne Unterlass!

Ich glaube, ich bin schon zu lange hier, und die voraussichtlichen Ausreden sind mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir so einen Murks einfach andrehen lasse ohne zu murren. Aber das soll sich ändern. Auch ich bin lernfähig!


Mit dem neuen Mixer ging es nun weiter. Ollie grobverputzte wie gewohnt und ich feinschlotzte wie üblich. Freitagnachmittag sieht es nun so in unserem Badezimmer aus:

(Mir tut es jetzt leid, dass ich so wenig Worte über Ollies heroische Arbeit habe, aber es ist halt grobschlotzen, und seine Methodik zu beschreiben, sollte er selbst tun und nicht ich. Deswegen lobhudele ich mich nun noch einmal selbst und führe meinen „Verlauf“ etwas weiter aus.)

Verlauf?
Der scharfe Übergang von rustikaler Steinwand zur anderen Wand gefiel mir nicht so recht. Die Badewanne wird über Eck stehen, und so wird sie von der Tür aus vermutlich gar nicht richtig wahrgenommen werden, wenn die Wand dahinter genauso weiß ist wie die Wanne. Schöner wäre es doch, wenn auch die kleine Wandseite rustikal wäre. Aber wie, ohne einen komischen Bruch zu haben?
Es gibt so viele Möglichkeiten, und auch so viele unansehnliche, eine Bruchsteinwand freizulegen und eine Wand angrenzen zu lassen. Das ist immer eine Sache des Geschmacks, aber ich persönlich (!) finde es hässlich, wenn vorgestäuscht wird, der Putz wäre rundherum heruntergebröckelt. Oder schlimmer, es wird versucht, es so aussehen zu lassen, und dann scheint es, als hätte man die Steine im Putz ausgeschnitten (hat man wahrscheinlich auch!).
Jeder nach seiner Façon! Aber ohne mich.

Ich dagegen (und wiederum viele andere vermutlich nicht) mag den Verlauf. Das heißt, in der Ecke habe ich die Steine so verfugt wie an der großen Wand, doch zur Mitte der kleinen Wand hin wurde der Putz immer mehr und die Sichtbarkeit der Steine geringer.
Aber Bilder sagen mehr als verirrte Worte:

Ich finde es total schön. Und werde dasselbe auch nach oben hin auf der großen Wand wie auch von der großen Wand zur linken kleinen (egal wo genau, ich zeig ja dann die Bilder) so machen, also dass der Putz oben zur Decke hin komplett ist und nach und nach weniger wird. Finde ich toll.

Anschließend werden wir vermutlich Leinöl drüber geben als Versiegelung. Dann kann man es auch abwischen und die Farbe der Steine wird noch einmal richtig angefeuert.
Das jedenfalls habe ich gelesen, bin aber für andere Tipps wie immer dankbar!

3 Gedanken zu „Kalkkaseinfarbe – das Rezept!“

  1. *with a smile*: Geschmack? Die Farbe soll man ja wohl auch nicht essen, oder?
    Das Ergebnis der Wand ist IMHO jedoch super, um nicht zu sagen: Wahnsinnig stimmig !

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