Wer keine Arbeit hat …

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Ich malerte.
Die ultimative Kalkkaseinfarbe benötigt leider drei Anstriche, aber das ist immernoch tausendmal besser als die fünf bis acht, die wir beim Sprühen gebraucht hätten. Und nachdem der erste Anstrich, den man eher in die Wand einmassieren muss – kreuz und quer schwingt man den Pinsel und drückt die Farbe in jede Pore der Wand – an der Wand ist, gehen die folgenden viel schneller. Wichtig ist dabei immer, die Wand gut vor- und nachzunässen, dann verteilt sich die Farbe besser, und später kreidet sie nicht.

Kasein. Riecht, wie es aussieht!

Als wenigstens die Wände im Lesezimmer weitestgehend weiß waren, konnten wir das noch scheibenlose Fenster zum Patio einbauen. Das war ziemlich einfach, es passte perfekt, nachdem ich noch ein bisschen überstehenden Putz und Zement weggekloppt hatte. Bauschaum in die Zwischenräume und fertig. Es ist kein Fenster, das man öffnen oder schließen kann, deswegen braucht’s nicht mehr Halt. Sieht gleich wohnlich aus.

Nach mehreren Farbschichten in zwei Räumen tat mir alles weh, und von nun an malerte Ollie wieder Decken und Wände. 😉

Und dann mussten wir mal wieder was Neues ausprobieren! Weil unsere Dusche ja später bläulich werden sollte, die Wand darüber aber nicht, überlegten wir, wie wir diesen Übergang wohl am Besten hinkriegen würden. Ein Farbverlauf, das wäre genau richtig, fand ich, und so mischte ich drei Farbtöne mit Tadelakt an und verteilte sie auf einem zufällig im Patio herumliegenden Stein.

Ja, geht, auch wenn ich aus Ungeduld heraus ziemlich geschlampt habe und der Tadelakt nicht wasserdicht wurde – aber es war ja auch nur ein Test.
Einen Tag später schon entschieden wir uns dazu, die Dusche weiß zu lassen. Schön, wenn man nicht so festgefahren ist. (Auweia!)
Der nächste Versuch wäre (Achtung, Konjunktiv!) nun gewesen, einen weichen Übergang vom Tadelakt zum normalen, gröberen Putz hinzubekommen. Natürlich könnte man den Tadelakt einfach gerade oder in Wellenlinie „abschneiden“ und an der Wand darüber normalen Putz verwenden. Doch so ein Bruch sieht doch nicht schön aus. Ein Verlauf wäre dahingehend natürlich viel interessanter! Dazu würde ich Tadelakt zu verschiedenen Teilen mit normalem Putz mischen und es in waagerechten Streifen an die Wand bringen. Aber ob das so einfach ist? Und wie sieht das überhaupt aus?
Statt in diese Richtung weiterzudenken, machte mein sprunghaftes Gehirn einen großen, fröhlichen Satz zur anderen Seite der Überlegung, und ich frage mich nun, welches Motiv ich für mein Sgraffito verwerden werde.
Sgraffito? Was’n das?
Wand „normal“ verputzen, Tadelakt drauf und dann mit einem geeigneten Werkzeug wieder abgekratzt. Das kann doch nicht so schwer sein, krieg ich hin. Wenn man keine Arbeit hat …
Doch bis die Dusche ihren traumhaften Abschluss findet, wird noch einiges an Zeit vergehen.


Der Tischler hat uns noch keine neuen Fenster und Türen gebaut, so mussten wir die Zwischenzeit mit anderen, ausnahmsweise zielführenden Arbeiten füllen. Nichts leichter als das! Wir …

… die wir vorher abgeklopft hatten, ich oben, er später unten.


Ja, man merkt es dem fehlenden, roten Faden im Text: Irgendie verliefen die letzten Wochen etwas durcheinander. Der Plan sah vor, die drei Zimmer vorn (Schlaf-, Ess- und Arbeitszimmer) zeitnah zu vollenden, doch wenn keine Fenster drin sind, können wir die Räume nicht zuende streichen, denn die müssen ja noch eingeputzt werden. Auch mit dem Parkett wollen wir warten, bis die Fenster drin sind, also suchen wir uns andere Beschäftigungen in anderen Räumen. Zum Beispiel der HWR:
Der HWR hat nun auch eine fast (!) komplette Mauer zur Diele und zur Speisekammer.
Ollie sei dank.

Weiteres Beispiel: Badezimmer: Es wäre ja schön, wenn auch das fertig ist, wenn wir im Dezember einziehen.

Wir hatten vor laaanger Zeit einen Wasserhahn erworben, der in die Wand hinter unser Waschbecken eingebaut werden sollte. Nach einigem Hin und Her, ob es denn sinnvoll wäre, eine klobige Mauer nur deswegen hinters Becken zu bauen, kam dann aber einfach der Tag, an dem wir vorm Waschtisch standen und ich (ja, ich schon wieder!) wieder eine zündende Idee hatte. Holz!
Holz ist immer schön, und lockert das Gesamtbild auf. Dicke Balken haben wir schließlich genug herumfliegen! Alles Rudimente vergangener Zeiten, dieser hier ein Rest vom Salóndach:

Unter den Balken kommt noch etwas Mauer, damit die Rohe verschwinden. Natürlich als Oberfläche Tadelakt, ist ja klar. Bedient wird der Wasserhahn dann mit dem Ding, das bereits in der Waschtischplatte einzementiert ist. 1)(Für die freistehende Badewanne war ursprünglich dieser Wasserhahn geplant. Nachdem der aber nie bei uns ankam, entschieden wir uns für eine ganz andere Lösung. Seid gespannt!) Das wird voll schön!


Wer keine Arbeit hat … Wir sind zurück beim Thema. 😉
Auch das Waschbecken soll, wie Ihr wisst, eine Tadelaktoberfläche bekommen. Nun reicht natürlich der einst bestellte Tadelakt nicht mehr, und auch der Cal en Pasta ist alle. Unser Mann auf Teneriffa erhielt also ein erneute Bestellung zusammen mit der naiven Frage, ob er nicht vielleicht auch ungelöschten Kalk verkaufen würde. Kalk selbst einzusumpfen, das hatte ich mir vor langer Zeit mal in den Kopf gesetzt, und nun würde ich es tatsächlich umsetzen können, denn ja: Dani von La Isla Sostenible hat ungelöschten Branntkalk. Hah!
Dass meine Idee nicht nur eine Idee bleiben würde, das wussten wir schon, als wir aus zweiter Hand diese formschönen, blauen Tonnen (s.u.) erwarben. Nicht gesehen hatten wir damals leider, dass die Deckel fest mit der Tonne verbunden war.
Aber!
Ollie hat ’ne Flex.
Er flexte flugs die Deckel ab, die – auf den Kopf gestellt – perfekt auf die Tonne passen! Ein bisschen Klebeband sollte dann reichen, dass die zig Liter Sumpfkalk zum kleinen Preis ewig halten und jedes Jahr in bisschen an Qualität dazugewinnen.
Ich bin schon ein kleiner Sparfuchs. Aber es ist nicht nur das. Es macht Spaß. Was ausprobieren, denn kaufen kann ja jeder!

Der Estrich in der Dusche hat nun auch 5 Wochen hinter sich, am Donnerstag war er soweit, dass er gefliest werden konnte.
Erinnert Ihr Euch noch? Als wir uns für die kleinen, schwarzen Steinchen in der Gästehaus-Dusche entschieden hatte, ahnte ich nicht, was für eine bescheuerte Arbeit das sein würde. Ich erklärte sogar „Diese Fliesen sind wirklich mehr als undankbar, und für die, die sich vielleicht auch mal sowas legen wollen, ein von Herzen kommender Tipp:“Bevor Ihr den Fliesenkleber anrührt: Gebt die Scheißfliesen zurück!“

Aber was weiß denn ich schon?
Irgendwie überredete mich Ollie ganz subtil – und er wird bestreiten, dass er dies tat! – zu einem erneuten Versuch. Denn welche Fliesen sollten wir sonst nehmen, und die sind doch schön, und jetzt wisse ich ja, was ich falsch gemacht hätte, und hier ist ein Fliesenkleberabziehding in richtiger Größe, Du machst das schon.

Und ich machte.

Bin ganz schön stolz, hihi.


Tja, und sonst?
Wir bestellten ein Klo im Internet. Ja, man hätte sicher auch eins hier bekommen, aber es soll unter dem Fenster schweben, und es bleibt wenig Platz für die technische Schwebeeinheit dahinter, da das Fenster … ich bin müde. Also so ein schwebendes Klo muss an eine Konstruktion angehängt werden, die man später hinter Rigips versteckt. Da das Fenster dahinter aber schon ab einem Meter Höhe beginnt, muss die Konstruktion entsprechend niedrig sein. Gefunden bei amazon (und nicht hier auf der Insel). Nur blöd, dass Hängeklos hier nur zusammen mit der Konstruktion verkauft werden. Also wieder ins Netz, Klo gucken, bestellen und gut.


Auch das Gästehaus ist jetzt wieder schön. Wir sind da einfach immer zu oft rein und rausgerannt, samt Staub und Dreck, und so sah unser bester Teil irgendwann schäbig aus. Als uns eines Tages alles wehtat, ließen wir Wände und Decken und Tonnen und Becken im Haupthaus einfach sein und machten sauber. Zuguterletzt (dafür benötigte ich jedoch wieder mehr Motivation und Kraft!) ölte ich noch den hartwachsgeölten Boden. Soll der Hersteller doch sagen, man muss zwei Schichten Hartwachsöl auftragen, pah! Wir Sparfüchse begnügten uns mit einer. Und nun, nach einem halben Jahr, bringt Leinlöl das letzte Finish.

Fußnoten

Fußnoten
1 (Für die freistehende Badewanne war ursprünglich dieser Wasserhahn geplant. Nachdem der aber nie bei uns ankam, entschieden wir uns für eine ganz andere Lösung. Seid gespannt!

4 Gedanken zu „Wer keine Arbeit hat …“

  1. langsam werden die Details auch schon. Das wird richtig schön glaub ich.
    Durchhoitn und der Einzugstag wird ein internationaler Feiertag!!!

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