Ja, wir haben es geschafft. Es ist noch nicht einmal Weihnachten, keine fünf Jahre sind vergangen, und schon wohnen wir in Mala.
Der Umzug war wie erwartet nicht ganz ohne Hindernisse.
Wenige Tage zuvor reservierte ich einen Umzugswagen, der günstigste sollte es sein, ein Fiat Ducato für 61 EUR pro Tag (24 Stunden). Doch der Anruf folgte prompt, es wäre für den Freitag kein Wagen mehr zu kriegen, na dann eben am Montag ab 11, das macht den Kohl nun auch nicht mehr fett. Dafür hatten wir nun mehr Zeit, um eine Lizenz zum Parken auf dem Bürgersteig direkt vor unserem Komplex zu erhalten. Dazu fuhren wir zum servicio técnico von Costa Teguise, der ist neu, bislang musste man dies direkt beim „Bürgeramt“ beantragen oder in Teguise, viele Kilometer entfernt.
Während Ollie draußen wartete („Wird schon nicht so lange dauern!“) ging ich ins Büro, wo mich ein zurückhaltender Beamter freundlich begrüßte. Er entschuldigte sich sogleich für die Trägheit seines Rechners, die jedoch eher der eigenen verschuldet war, mit der er auf der Tastatur herumspielte und in Ordnern suchte, um passende Vorlagen zu finden. Dann war es die veraltete Technik im Büro des Servicios técnico, weshalb es etwas länger dauerte, bis er mir einen Ausdruck des Formulars zum Ausfüllen reichte. Ich füllte aus, und dann kam schon der Kollege. Offensichtlich hatte man ihn zu Hilfe gerufen, denn ob ich wirklich auf dem Bürgesteig parken dürfte, uiuiui, da war sich der Herr nicht ganz so sicher. Wo genau, wie groß der Wagen, ist noch Platz für Fußgänger, habe ich vor, jemanden umzufahren? All das musste mit Hilfe von GoogleMaps beantwortet werden. Durch die Covidschutzscheibe hindurch dirigierte ich den Mauszeiger zuerst über die Straßenkarte („hoch, hoch, hoch, runter, hoch, ja genau, jetzt etwas links, nein, wieder rechts, nein, wieder links, mein Gott, genau dazwischen, ist das denn so schwer?!“) dann durchs Streetview unserer Straße, ja, da hinten, da wo der Bürgersteig weiß gefliest ist, gleich neben dem Complejo, da stört niemanden ein herumstehender Fiat!
Ich verbrachte ungefähr eine Dreiviertelstunde in diesem Büro, eine halbe Stunde mehr noch, mir anschließend das ölig-klebrige Desinfektionsmittel von den Fingern zu entfernen, das dort zur freien Benutzung (aus Gründen: unbenutzt!) herumstand. Aber gut, die Lizenz hatten wir.
Am Montag fuhren wir gleich früh schon einmal mit unserem Opel in Mala vor, um einige Kisten hinzubringen. Wir hatten ja Zeit, erst um 11 konnten wir den Mietwagen abholen, und es war viel zu schleppen, egal ob mit oder ohne großes Auto. Danach ging’s ab nach Playa Honda zur Autovermietung. Sehr sympatisch begrüßte man uns, die Formalitäten waren schnell erledigt, und ich setzte mich hinters Steuer des Ivecos. Iveco? Sprach die Frau nicht eben noch von einem Fiat Ducati? Ja, tat sie, aber der war nicht da, und so zahlten wir einfach mal 20 EUR mehr für ein größeres Auto. Was soll’s, da zuckten wir nicht einmal mehr mit der Augenbraue.
Ich fuhr den Großen, Ollie unseren Kleinen. Kam mir wie ein Truckerbabe vor, bei klassischer Musik und hoch über den Köpfen der anderen Verkehrsteilnehmer.
Wir trafen uns wieder im Apartment und begannen mit dem Zusammenräumen der Kisten. Ollie hatte unseren Wagen kurz unten auf dem Parkplatz geparkt, wo man eigentlich nur Be- und Entladen soll, uns so hoppelte er wieder runter, um den Wagen nach etwa 40 Minuten wegzufahren. Aber anscheinend wollte man es uns leicht machen, Costa Teguise zu verlassen, denn zum Abschluss dürfen wir noch einmal 200 EUR Strafe zahlen.
Wir leben seit fast 9 Jahren in dem Apartment. Man musste schon immer „weit weg“ parken, da es in der Straße selbst keine Parkmöglichkeiten gibt, doch bislang sind wir – wie alle anderen – in die Straße reingefahren, haben die Einkäufe ausgeladen und den Wagen dann woanders geparkt. Wir wurden deswegen bereits aufgeschrieben, weil wir – wie alle anderen – für fünf Minuten, in denen wir die Einäufe hochtrugen, mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig standen. Wir wurden aufgeschrieben, weil wir in Covid-Zeiten – wie alle anderen – auch noch nach 13 Uhr in die Straße einfuhren und tatsächlich über Nacht einen der Parkplätze nutzten, die eigentlich zum Be- und Entladen vorgesehen sind. Obwohl in diesen zwei Jahren kein Lieferant gestört wurde: Es gab niemanden zu beliefern! Aber gut, das waren „Vergehen“, die ich ja noch einsehe. Dass wir aber nach, ich wiederhole, fast 9 Jahren, die wir hier wohnen, jetzt eine Anzeige allein wegen unerlaubten Hineinfahrens in die Straße bekommen, ist schon doll. Und unserer Meinung auch nicht rechtens. Eine Diskussion mit dem Polizisten, der uns aufgeschrieben hatte, und dessen Kollegen im benachbarten Café einen Kaffee tranken, während drei Dienstwagen mit je zwei Rädern auf dem Bürgersteig parkten, brachte natürlich nichts. Er erklärte mir, als Privatperson hätte ich kein Recht, in die Straße einzufahren, ob ich denn nicht wüsste, was das runde Schild mit dem roten Rand bedeuten würde. Ja, schon, aber darunter stehen ja die Ausnahmen1)exepto Carga y Descarga de 08:00 a 13:00 horas y Vehículos Autorizados = außer Be- und Entladen zwischen 8 und 13 Uhr UND authorisierte Fahrzeuge, argumentierte ich. Das würde nicht für Privatautos gelten, erklärte mir der Polizist und erstickte aufgrund dieser seltsamen Aussage alle folgenden Argumente im Keim.
Wir werden Einspruch einlegen, sobald das Knöllchen offiziell zugestellt wurde. Ich bezweifle, ob das etwas bringt, es bringt ja hier nie was, sich zu beschweren, man sitzt es aus und vergisst.
Vergessen will ich jetzt auch dieses Ärgernis, und schreibe nun weiter vom Umzug. Innerhalb von zwei Stunden trugen Ollie und ich den ersten Schwung unserer mobilen Habseligkeiten aus dem Haus. Zuerst nahmen wir das Bett auseinander, das für den Übergang, bis Ollie ein neues gebaut hat, im Schlafzimmer stehen wird. Dem Bett folgten die Schreibtische, dann die 160er Matratze – ein unhandliches Ding! Wer schon einmal bei uns war, kennt die enge Treppe, um die wir das Ding biegen mussten. Auf den letzten Stufen half uns tatsächlich die Putzfee des Hauses, die offensichtlich Erfahrung mit Matratzen um Kurven hat.2)Woher auch immer! Auch der doofe Nachbar fragte uns, ob er helfen könnte, was bei uns ein kleines Dejá-vu an Berlin erzeugte.
Weiter ging es mit der alten, kaputten Kommode, einigen Kisten mit wichtigen Dingen und den Koffern, dann die Zimmerpalme, das Klavier (ein elektrisches, kein großes!), dem Tisch, den Stühlen und der Balkonbank. Als der Wagen halbwegs voll war, fuhren wir los. Den Weg kennen wir, den sind wir über 4 Jahre fast täglich gefahren, und haben auch noch nie den Schlüssel vergessen, denn der ist immer im Auto in der kleinen Mulde zwischen den Sitzen.
Wie auch heute.
Wir fuhren gerade um die Ecke, konnten schon unser Haus sehen, als Ollie ausrief: „Oh nein!“
Zurück nach Costa Teguise, Ollie am Opel rauslassen, den Schlüssel aus dem Auto holen, dann noch die verrutschten und verkanteten, da ziemlich ungesicherten Möbel justieren, und schon konnten wir die erste Fuhre zum zweiten Mal nach Mala transportieren.
Zurück in Costa Teguise fuhr ich, da ich eine Lizenz für diesen einen, ganzen Tag besaß, in unsere Straße hinein, parkte mit zweimal zwei Rädern mitten auf dem Bürgersteig und das alles auch noch nach 13 Uhr. Ich genoss es.
Was nun folgte waren weitere Kisten, die wir die Treppen hinab und nie wieder hinauf schleppen würden, einen Tisch mit Putten und vieles mehr. In Mala luden wir es aus und gestatteten uns abends bei Wein und Bier, den Sternenhimmel vom Patio aus zu betrachten. Wir entzündeten zwei dieser Himmelslaternen, von der die erste kaputt war und die zweite erst nach gutem Zureden aufstieg, dann, als der Wind sie erwischte, hastig und flach von dannen flog und sich am Haus des Nachbarns zu schaffen machte. Hing dort einen zu langen Moment der Panik am Fenster fest, stieg dann erneut und war noch erstaunlich lang als winziger, orange glühender Punkt im dunklen Nachthimmel zu erkennen.
Während wir am ersten Tag noch Probleme mit dem WLAN hatten, die Ollie zwar unter Nörgeln, aber dann doch ziemlich fix löste, hatten wir noch am zweiten ein bisschen Probleme mit unserem intelligenten Licht. Das besitzt nämlich nur Schwarmintelligenz. Das heißt, wenn genügend viele smarte HUE-Glühbirnen in einem angemessenen Abstand bei normalen Wänden aufgestellt werden, bildet sich ein funktionierendes Mesh, und man kann das Licht programmieren, Alexa bitten oder die speziellen HUE-Schalter nutzen, es an- und wieder auszustellen. Bei unangemessenem Abstand und unanständig dicken Wänden ist es schwieriger. Und so hatten wir bei eingeschaltetem Lampenstromkreis die ersten zwei Abende entweder das gesamte Haus beleuchtet oder bei ausgeschaltetem gar nicht.
Für alles gibt es eine Lösung, und vermutlich auch für das fehlende Satellitensignal, das zuvor existierte, oder für das vermutlich noch immer undichte Wasserrohr vorm Haus. Für Kein-WLAN-im-Garten und für die Nachbarskatze, die unser Gästehaus sehr attraktiv findet und mir fast einen Herzinfarkt bescherte, als ich eines Morgens die Tür öffnete und sie mir entgegenschoss. Für die drei Hähne, die meinen, um halb fünf wäre die Nacht vorbei. (Ich nenne sie Elvis. Jeden einzelnen von ihnen!)
Und so lange arbeiten wir weiter.
Wir haben noch jede Menge Zeug in Costa Teguise stehen, das wir herbringen müssen, das machen wir wie zuvor poco á poco. Es ist eben nicht so schön, wenn hier Kisten herumstehen, schließlich fehlen uns noch Schränke, die gebaut oder erworben werden sollen, und so müssen zum Beispiel Klamotten, die nicht in der Kommode untergebracht werden können, in Koffern oder Müllsäcken auf ihre Befreiung warten. Und diese Koffer und Säcke stehen wieder in der Gegend herum und machen das Haus etwas ungemütlich. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Erst den Patio verputzen, dann das Wohnzimmer. Anschließend Parkett legen, und wenn das fertig ist, können die für das Lesezimmer viel zu großen Sofas sowie der für das Lesezimmer viel zu große Fernseher in den Salón umziehen. Dann kommen die Perserteppiche und, und, und. Kann so lange gar nicht mehr dauern.
Zu guter Letzt und auf mehrfachen Wunsch ein Rundgang durchs Haus.
noch viel zu tun, aber was fertig ist sieht gut aus. ihr braucht ja dann auch nicht mehr so viel hin ud her zu fahren, das erspart ja eine Menge Zeit.
Voll schön und beeindruckend – vielen Dank für den Rundgang!! Ich drücke euch die Daumen, dass ihr mal ohne Hindernisse vorankommt…