Endspurt

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„Vor Weihnachten wollten wir das Wohnzimmer fertig haben, und wir haben es geschafft!
Klar, einiges fehlt; die Fußleisten, die aber bereits fertig geölt im Flur liegen, außerdem benötigt der Teppich ganz dringend eine Reinigung und die Sofas neue Kissen, der Tisch wird noch gebaut, die Kommode bekommt eine Schleifkur und die Wände Kunst, aber es ist wohnlich, und das Gröbste ist geschafft!“

So wollte ich diesen Beitrag beginnen, aber so weit sind wir dann doch nicht gekommen. Schuld haben wie immer andere1)Baumärkte, das Wetter, verschiedene Umstände, vieleicht auch wir ein ganz klein bisschen, da wir erst zwei Tage vor Weihnachten das Öl aufs Parkett aufgetragen haben, und das muss einige Tage einwirken/trocknen, bis wir Möbel und Teppich darauf verteilen können. Aber zum Neuen Jahr hin, da ist sicher alles fertig!


Das Gröbste, das war, nach dem Legen das Parkett zu schleifen. Also ich persönlich fand es ganz easy, aber vielleicht lag das auch daran, dass Ollie alles gemacht hat. Elfmal hat er geschliffen, viermal mit 60er, je zweimal mit 80er, 100er und150er Körnung und einmal ganz fein mit 240er!

Das, was Ollie da in der Hand hält ist kein Parkettschleifgerät, wie der erfahrene Parkettleger sicher leicht erkennen kann. Nein, als wir 19862)manchmal fühlt es sich wirklich so an! mit der Renovierung des Hauses anfingen, gab es auf der Insel noch keine zu mieten, und es zu kaufen, das wäre viel zu teuer für die paar Quadratmeter gewesen. Deswegen kauften wir einen Wandschleifer, der eigentlich zum Schleifen von (Ihr ahnt es schon!) Wänden vorgesehen ist. War nicht schlecht, und tat in den ersten vier Räumen auch gute Dienste, sollte jetzt wieder zum Einsatz kommen. Doch nach der ersten Schleifsekunde schon war’s vorbei, das Klett, das das Schleifpapier halten sollte, löste sich vom Schleifteller. Ollie machte sich auf, einen neuen Teller zu besorgen, doch wie so oft gab es in dem Laden, in dem wir das Werkzeug gekauft hatten, keine Ersatzteile. Auch nicht in den anderen vier Baumärkten. (Es widerstrebt mir, die Läden Baumärkte zu nennen, dann habt Ihr eine falsche Vorstellung. Stellt Euch Hornbach, Obi oder das Bauhaus vor, nur mit einem 20stel des Warenangebots.)
Schließlich versuchte er, den Schleifteller mit Leim und Zwingen zu reparieren, und das alles zusammen kostete uns mal wieder einen Tag.

Doch es hielt!
Aber schon nach wenigen Quadratmetern legte Ollie schon wieder eine Pause ein. „Kaputt“, murmelte er frustriert, das Ding mache komische Geräusche. Es war tatsächlich unglaublich laut, doch da ich schon mal eine Fräse repariert hatte3)jawohl, das war ich!, erklärte ich, dass ich da mal reinschauen werde. Zuversichtlich schraubte ich alles ab, was ging, schüttelte den Dreck raus und baute, da ich ohne Weiteres nicht zum Motor vordringen konnte, alles wieder zusammen. Ein kleines Dingelchen (siehe Beitragsbild) war auffallend abgenuddelt, aber das ignorierten wir erst einmal: Vielleicht war es wirklich nur der Dreck, warum also Gefahr laufen, den Schleifer kaputtzureparieren.
Ollie schaltete die Maschine wieder ein und: Tachán! Es lief.
Leider nur wenige Minuten, dann war es wieder hin.
Während mein Mann vor sich hinbastelte, fuhr ich zum hiesigen Baugeräteverleiher und erfragte, ob es denn das auf seiner Website angepriesene Parkettschleifgerät gäbe und was es denn kosten würde. Die Website galt für die gesamten Inseln, deswegen war mir schon vorher klar, dass wir vermutlich leer ausgingen, aber fragen kostet ja zum Glück immer noch nichts. Nur Nerven. Und die ließ ich wieder, als es nicht nur hieß, dass – natürlich! – in unserer Filiale kein einziges Parkettschleifgerät vorhanden wäre, sondern als die Dame auf meine Nachfrage, ob sie wenigstens einen Wandschleifer verliehen, unserer wäre kaputt, antwortete: „Ja.“
„Ja, aber …?“
„Ja, aber der ist noch nicht ausgepreist.“
„…“

Ollie schraubte derweil unseren kaputten Schleifer auf, fand, das kleine, abgenuddelte Ding sei schon wirklich sehr abgenuddelt, fand auch, diesmal aber: heraus, dass in dem zweiten, dreieckigen Eck-Schleifteller desselben Gerätes auch so ein Nupsi verbaut war, und baute es aus diesem aus und in den anderen ein. (Er sollte später feststellen, dass dem Schleifer eine Plastetüte beigelegt war mit genau 7 solcher Ersatznupsis darinnen.)
Egal, das Ding lief endlich und Ollie schliff.

Weiter ging es am Freitag mit dem Färben.
Wir hatten noch eine halbe Flasche mit der Farbe vom letzten Mal übrig, aber die war dünn, was bedeutet, wir hätten zweimal drüber gehen müssen. Hat, wie ich im Nachhinein weiß, den Vorteil des gleichmäßigeren Auftrages, aber auch den Nachteil, dass wir eben zweimal drübergehen müssten. Und dazu hatte ich keine Lust, also rührte ich neue Farbe an. 20 Löffelchen Nogalina-Pulver in heißem Wasser aufgelöst und dann mit etwa 3 Litern Kaltwasser verdünnt. Und dann ging’s los:

Stück für Stück (in drei Stunden) wurde nun aus einem hellen ein mittelbrauner Fußboden, und so hat wieder jeder von uns seinen Scherf beigetragen, und wer nicht weiß, was ein Scherf ist, bitte hier.


Einen Tag später, die Farbe war getrocknet, ölten wir. Das heißt, ich trug das Tungöl mit einem getränkten Lappen auf, zwanzig Minuten später polierte Ollie mit einem ollen T-Shirt nach, nahm dabei das überschüssige Öl ab und vermied so, dass es später kleben würde.

Wie sagte eine Freundin mal: Zusammen mit der dunklen Decke würde unser Salón eine Milchschnittenoptik erhalten. Hat sie nicht Unrecht, aber uns gefällt’s trotzdem.


Was außerdem fertig geworden ist, ist unsere Heizung im Arbeitszimmer. Da ist noch Platz nach oben, doch die zwei neuen Ventilatoren sind bereits bestellt. Aber ich will vorne anfangen:

Die Grundidee stammte mal wieder von einem youtube-Video. Da waren es Bierdosen4)einfach mal nach Bierdosenheizung googlen, und ich versuchte, Ollie davon zu überzeugen, dass wir das unbedingt brauchten und der Nachbau ja ganz, ganz einfach wäre und wir das Material ja im Handumdrehen zusammen hätten! Ihm, der den Leuten bei technischen Dingen immer genau zuhört, meinte knapp, unsere Freunde von nebenan hätten doch so etwas Ähnliches, aber in professionell, und so googelten wir weiter und kamen von der „Bierdosenheizung“ zum „Warmluftkollektor“: Anderer Name, gleiches Prinzip. Ollie fand ein paar Bauanleitungen, an deren er sich orientieren würde, und nach kurzer Überlegung ging es im März los mit dem Bau. Ollie sägte, fluchte, spann, sponn, silikonisierte, schraubte, hämmerte, klebte, malte und … ich sprühte! Immerhin.

Dann, im Dezember, brachten wir endlich den Mut auf, ein Loch in unsere schöne Zimmerdecke zu bohren. Denn als die Abende allmählich kälter wurden (vor einigen Tagen waren es draußen 12°C!), da wurde ich ungehalten genug, dass Ollie aufs Dach krabbelte und Worten Taten folgen ließ:

Nun wusste er, wo er hinmusste, und konnte von oben bohren. Ja, hätten wir auch einen Kernbohrer kaufen können, den man auf den Bohrer aufgesetzt hätte und mit dem mal ein kreisrundes Loch hätte bohren können. Aber wo bleibt da der Spaß?
(Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob wir den hier hätten kaufen können … Vermutlich wären wir wieder alle „Baumärkte“ abgefahren und hätten zum Schluss mit einer normalen Bohrmaschine zuerst 4, dann mehrere Löcher in die Decke gebohrt.

Wenn Ollie bohrt, sieht das übrigens so aus …

… und wenn ich unten warte, dass endlich was passiert, so:

Als das Loch drin war, steckte Ollie ein Stück 90er Abwasserrohr rein, elementares Teil der geplanten Kontruktion und übriggeblieben vom Abwasserrohreverlegen. In dieses kamen, damit es ja nicht nach unten abhaute, ein paar Schrauben rein.

Die Temperatur im Arbeitszimmer ist seitdem auf 22-23°C gestiegen. Das ist gut, aber noch nicht gut genug, weshalb anstelle eines luftansaugenden Ventilators nun zwei pustende Ventilatoren eingebaut werden sollen. Die sind bereits bestellt. Unter dem Zugangsloch bemerkt man nämlich nichts, keinen auch nur ach! so leichten Luftzug. Da muss mehr gehen. Wir werden – wie so oft – berichten.

Dennoch ist es schon jetzt deutlich angenehmer im Arbeitszimmer als zuvor. Es ist erstens ein großer Unterschied, ob man bei 19 oder 23°C am Rechner sitzt. Noch größer ist der Unterscheid vermutlich in der gefühlten Temperatur. Die Luft ist jetzt nämlich deutlich trockener, und so sind kalte Füße erst einmal passé.

Ich spinne ja schon wieder weiter. Das Prinzip der Heizung müsste doch auch mit Glasflaschen gehen, die man innen schwarz bemalt und ineinandersteckt. Die dann halb unter Putz und im 45°-Winkel an die Südwand, und schon wird es kuschelig im Badezimmer.
Ich muss jetzt eifrig Weißwein trinken, dann startet der Versuch.


Eine letzte Sache noch: Der Ofen. Der ist jetzt bestellt. Natürlich war das auch hier nicht so einfach, denn ich hatte mich verliebt. In einen, den es bei Leroy Merlin, einem (echten) Baumarkt gibt, der sogar auf den Nachbarinseln vertreten ist. Wir haben dort bereits Kalk und unsere Badewanne bestellt, und sie haben ohne zu Murren, dafür mit anständigen Versandkosten, geliefert.
Nur dieser Ofen, der war in keiner kanarischen Filiale zu kriegen. Weder auf Gran Canaria, noch Teneriffa, sobald ich Cookies akzeptierte, bzw. meine Filiale auswählte, war der Warenkorb plötzlich leer.
In meiner Verzweiflung chattete ich mit einem Chatbot. Vielleicht war’s ja doch ein Mensch, jedenfalls half der mir weiter mit der Aussage, ich solle doch anrufen. Das tat ich, und tatsächlich bekommen wir nun unseren Traumofen! Für 100 Euro mehr, da Versand, aber das ist es uns wert. Wann der jedoch ankommt, das warten wir geduldig ab. Die 1,20×1,20er Fliesenplatte, auf welcher der Ofen stehen soll, ist ja auch noch nicht da.


Ja, bei den Brady’s ist was los, und jetzt, ganz plötzlich ist schon wieder Weihnachten, und danach … keine Ahnung. Mal sehen, wie wir weiterkommen, wann alles geliefert wird, ob wir nun mit Ollie Werkstatt weitermachen oder doch mit dem großen Patio. Wir machen auf alle Fälle weiter.

Euch Schöne Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!
Bleibt gesund und munter. Wir versuchen das gleiche.

Fußnoten

Fußnoten
1 Baumärkte, das Wetter, verschiedene Umstände
2 manchmal fühlt es sich wirklich so an!
3 jawohl, das war ich!
4 einfach mal nach Bierdosenheizung googlen

2 Gedanken zu „Endspurt“

  1. wir haben ja schon miteinander hespRochen, wollte nur noch mal sagen, dass alles sehR schön geworDEN IST:
    wÜNSCHE eUCH EIN SUPER NEUES jAHR

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