Das gibt es alles gar nicht!

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Am Montag haben wir wie geplant oder ähnlich die Abwasserrohre gekauft. Mein kleines Merkbuch war voll mit Infos: Für drinnen brauchen wir hitze- und säurebeständige HT-Rohre aus PP (Polypropylen) in den Durchmessern 40, 50, 90 und 100 mm. Dazu Verbindungstücke im 45°-Winkel, sowie „Abzweige“, bei denen von einem dicken 100er-Rohr zum Beispiel ein kleines 50er-Rohr abgeht. Für außen dann 100er KG-Rohre, die müssen ja nichts Heißes verdauen und … ja nun, so macht man das halt. Wegen der Dichtungsringe aus Gummi hatte ich mir notiert, Vaseline zu kaufen, damit die Rohre beim Montieren besser flutschen, ohne dass sie die Dichtungen zerstören. Ach, und ganz wichtig und immer im Hinterkopf dieser eine Zentimeter Spiel zwischen den zusammengesteckten Rohren, um die Ausdehnung bei Erwärmung aufzufangen.
Irgendwas mit Schallschutz hatte ich auch noch im Hinterkopf.

Soviel zur Theorie.

Die Praxis sah schließlich so aus, dass der nette Mitarbeiter im „Fachhandel“ mich mit großen Augen anschaute und dann mit dem Kopf schüttelte. Er brachte kurzerhand das, was er hatte, nämlich graue PVC-Rohre. Für innen und außen. 100er Rohre hätte er nicht, auch Abzweige, wie ich sie haben wollte, führten sie nicht bei Yayo, aber es gäbe ja Verbinder. Und Gummidichtungen? Erneut die großen Augen, ein süffisantes Schmunzeln untermalte seinen Blick. Wenn wir keine Dichtungen haben, dann brauchen wir auch keine Vaseline zum Flutschen, dafür empfahl uns der Mitarbeiter diesen Kleber, der – vergesst den einen Zentimeter Spiel – die Rohre fest miteinander und völlig unflexibel verbinden würde. So macht man das hier eben, und wir werden uns nicht mehr wehren.

Am selben Tag noch musste das Klo dran glauben. Ich schrieb ja beim letzten Mal, dass da unterm großen Patio eine weitere Grube existieren muss. Und eigentlich wussten wir es längst, denn schließlich sieht man ganz deutlich eine Bodenplatte, außerdem einen quadratischen Deckel, als wäre das mal ein Zugang zu einer Aljibe gewesen. Dann sind da noch die Pflanzen, die fröhlich zwischen den Fugen hervorsprießen, ein unverkennbares Zeichen für Feuchtigkeit. Außerdem klingt es hohl, wenn man auf dieser Betonplatte herumhopst. Auch der Vorbesitzer des Hauses hatte anfangs behauptet, dass hier ein vorgeschalteter Abwassergraben wäre, doch der Bruder widersprach zwischenzeitlich, also machten wir uns keine Gedanken mehr darum. Dumm. Denn die Rohre des Klos verlaufen nicht, wie wir nun herausfanden, in Richtung Pozo negro, sondern genau dorthin.

Weiter sind wir noch nicht gekommen, haben stattdessen in einen Ignoriermodus geschaltet: Wir verlegen die Rohre einfach direkt zum uns bekannten Pozo negro und gut. Vergessen wir das, was unter dem großen Patio lauert. Das können wir später noch …

Natürlich können wir es nicht ignorieren, um später vielleicht herausfinden zu müssen, dass der bestehende Pozo negro gar nicht die Kapazität hat, um alle Abwasser aufzunehmen und vielleicht genau deswegen dieser Vor-Pozo geschaltet worden war. Aber wir konnten es wenigstens bis heute ignorieren, und das war ein schönes Gefühl, denn wir kamen endlich mal voran.
Ollie kam voran mit dem Boden in der Diele, den er nun aufs selbe Niveau geschaufelt hat, wie den Nachbarraum (Küche):

Ich kam voran mit dem Buddeln der Gräben, dem Kürzen, Säubern, Schleifen und dem Vorab-Verlegen der Rohre. Noch fehlen ein paar Teile, die wir neulich vergessen haben zu kaufen (45°-Winkelverbindungen zum Beispiel), aber erst mal ging es darum, die Gräben in die richtige Tiefe und korrekte Neigung von 2% zu bringen. Damit wird später der konsequente Abtransport unserer Häufchen gewährleistet sein. (Ich hätte nie im Leben gedacht, jemals so einen Satz zu schreiben! xD )

Morgen und am Freitag geht es fast genau so weiter. Ollie wird den letzten verbliebenen Boden im Klo rausbohrhammerdingsen und den Schutt im Vorgarten auftürmen, und ich werde mich wohl oder übel wieder an den Kamelstein binden, um das mit dem Pozo rauszufinden. Oder ich ignoriere es einen weiteren Tag.

10 Gedanken zu „Das gibt es alles gar nicht!“

    1. Zum Glück konnten wir mittlerweile mit unserem Nachbarn sprechen, der ganz entspannt meinte, es funktioniere bestens mit den Rohren und dem Kleber. Das entspannt mich auch. Das wird schon … 😉

    1. Ist superlieb, aber das Porto hier her kann sich niemand leisten. Und bis es hier ist, sind wieder 5 Wochen (oder mehr) vergangen, und die Zeit möchte ich nicht investieren. Es wird hier so gemacht, auch der Kleber, den wir zum Verbinden gekauft haben, ist speziell dafür, also … nur weil es nicht die deutsche Gründlichkeit ist, heißt es nicht … ach. Egal. Wird schon klappen 😀

  1. Da kann man mal wieder sehen und selbst erfahren was „typisch deutsch“ bedeutet. Im fachmarkt wird man belächelt ob der vielen fachlichen Dinge die man sich angelesen hat…. und antwortet mit kanarischer Selbstverständlichkeit und verweist auf die vorhandenen, wesentlich unkomplizierteren Produkte und Hilfsmittel…und vermutlich funktioniert es tatsächlich. Temperaturunterschiede zwischen + 40 und minus 25 Grad sind ja auch nicht zu befürchten. In D aber schon.
    Schön zu lesen, dass ihr weiter vorankommt. Bin gespannt auf die Erkenntnisse bzgl. Der zweiten Grube
    Lg
    Bernd

    1. Na ja, bei den Temperaturunterschieden geht es ja auch um das Abwasser, also das, was in der Küchenspüle beim Abwaschen abläuft oder aus dem Geschirrspüler. Sind auch mal 70°C. Glaubt man Wiki, soll PVC noch beständiger sein als PP, und – wenn ich es richtig verstehe – allein aus Umweltaspekten nicht verwendet werden: „In einigen Anwendungsbereichen werden auch andere Kunststoffe wie Polypropylen (PP) […] mit dem Vorteil eingesetzt, dass die aus Weich-PVC ausdünstenden [Wir haben Hart-PVC!] gesundheitsschädlichen Stoffe wegfallen. Auch die dem PVC zugeschriebene […] Beständigkeit sind oft nicht erforderlich. Einige Umweltverbände raten, den Einsatz von PVC auf wenige Spezialanwendungen einzuschränken.“
      Wird schon. 😉

  2. Da merkt mans wieder: Fremde Länder, fremde Sitten, sogar bei der Scheiße. Na ja, ich hoffe, der Antransport klappt wie gewünscht. Scheint mir doch äußerst wichtig zu sein, besonders in diesem Fall.

  3. Naja, mittlerweile kann man sogenannten „Studien“ sogenannter „Umweltverbände“ durchaus skeptisch gegenüberstehen. Ein paar Jahre später hat sich schon oft herausgestellt, dass die Messmethode falsch oder zumindest unvollständig war…und schließlich geht es um Abwasser, nicht um Trinkwasser☺️

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