Hurra, die Petersilie welkt!

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Und das ist gut so, denn bislang stand sie grün im Saft und wucherte, ebenso wie die Tomatenpflanze nebenan und anfangs auch der mir bis letztes Jahr noch unbekannte Wolfstrapp, den man normalerweise in Sumpfgebieten vorfindet, oder genauer: „Wolfstrapp wächst als Sumpfpflanze und Wasseranzeiger an Flussufern, in Erlenwäldern und Gräben.“
Schon vor einem Jahr (siehe Kommentare in diesem Beitrag) hatte mich das schwer irritiert, und klug wie ich war, überlegte ich mir, dass ich „… unbedingt schauen [muss], ob da ein Wasserrohr von der Straße leckt …“
Natürlich war nichts zu sehen außer einem winzigen Gullideckel, unter dem ganz viel Erde war, außerdem hatten wir anderes zu tun, als städtische Wasserrohre des Leckens zu beschuldigen. Dass die Ecke des Gartens und auch die Ecke IM Haus feucht war, war auffällig, doch spätestens beim ersten heftigen Regenguss im Februar waren wir davon überzeugt, dass es andere Ursachen haben müsste, als ein defektes Stadtwasserrohr.

Wir irrten.

Die Ecke im Haus wurde nicht trocken, obwohl sämtliche andere Wände es mittlerweile sind. Wir schauten noch einmal, verdächtigten den Strommast, dessen Zementfuß sicher Feuchtigkeit anziehe, aber so viel, das kann eigentlich nicht, ich schau mir besser noch mal den Gulli an, sprach die Nedde und begann, in der Erde unter dem Metalldeckel zu buddeln.
Die Erde wurde feuchter, je tiefer ich grub.
Bis ein kleines, rotes Rad zum Vorschein kam. Und sich eine Pfütze darum bildete.
Am selben Tag noch schickte ich eine E-Mail an Canal Gestión (so heißen die hiesigen Wasserwerke) mit der Adresse und Fotos, die zeigten, wo genau sich dieser Deckel befand:

Am nächsten Tag rief ich an. Es eilte nicht sehr, schließlich war die Leitung vermutlich bereits seit 10 Jahren defekt, so nass, wie die Zimmer an dieser Hausseite waren, und dennoch. Beim ersten Anruf erklärte man mir, es wäre schon jemand dagewesen, beim zweiten, es würde sich jemand kümmern und beim dritten, der kam von ihnen, fragte man mich, wo denn die número 13 überhaupt wäre.
Dann erschien tatsächlich jemand, der sich das ganze anschaute und schon einen Tag später war das Loch gestopft, der kleine Gulli rot bemalt und damit die Voraussetzung geschaffen, einen neuen, großen zu setzen, unter dem das Rohr möglicherweise sogar kontrolliert werden könnte.

Was noch?

Wir schmiedeten Pläne für das Zimmer, das immer einen anderen Namen hat (Lesezimmer, begehbarer Kleiderschrank, Entré, Sportzimmer, Ankleidezimmer …), …

Was aber am Wichtigsten war, waren die neuen Funde. Ollie ist das ja so ziemlich egal, während ich mich bei jeder Scherbe, jedem Knochen und jeder Gräte freue wie eine Kakerlake beim Eierlegen.
Warum es neue Funde gibt, obwohl wir doch mit dem Ab- und Rausreißen fertig sind und endlich, endlich mit dem Aufbau begonnen haben?
Die Räume sind nicht tief genug ausgehoben. Soll heißen, dass zwar im Gästehaus, in der Diele, dem HWR, der Küche und dem Bad Platz für eine Schicht kapillarbrechendem Grava ist, nicht jedoch in den restlichen Räumen, und das bereitete uns die ganze letzte Zeit Kopfzerbrechen. Sollten wir es wagen, auf den typischen Bodenaufbau zu verzichten und die erste Folie direkt auf die Erde legen? Hatten wir uns nicht gerade dagegen entschieden, als der Sandmann uns erklärte, wir sollten die Räume (Gästehaus, Diele, HWR, Küche und Bad) auf keinen Fall mit Erde auffüllen, um sie auf ein Niveau mit den anderen zu bringen, da sie „chupan“, also die Feuchtigkeit aufnehmen?
Wir überlegten eine ganze Weile hin und her, dann einigten wir uns schließlich darauf, auch die anderen Räume auszuheben. Wir investieren also noch mal mindestens eine Woche mehr, um die Erde und jede Menge Steine aus dem Boden zu schaufeln, per Schubkarre in den Garten zu fahren und (für die spätere kreative Landschaftsgestaltung) zu kleinen Häufchen aufzutürmen, und bestimmt eine weitere Woche mehr, um noch mehr Grava zu bestellen und anstelle der Erde in den Boden wieder einzufüllen. Aber was würden wir uns ärgern, wenn wir dann doch feuchte Wände hätten, nur, weil wir diese zwei Wochen und „das bisschen Muskelkraft“ nicht investiert hätten! Aus Faulheit feuchte Wände? Nicht mit uns. Also: Weiter im Staub spielen, man hat ja nichts besseres zu tun.

Kommen wir nun zu meinen Funden:

Mittlerweile fand ich heraus, das zumindest die rechte Scherbe von einer Schüssel oder Tasse aus Frankreich stammt, und da das Material dasselbe zu sein scheint, wie das der Scherben auf dem mittleren Foto, gehe ich davon aus, dass sie zusammengehören. Tante Google ist meiner Meinung, jedenfalls widerspricht sie nicht, sondern sondert stattdessen befürwortende Bilder bei der Suche nach „Choisy Roi ceramica“ ab. Denke, das passt, oder?
Würde also bedeuten, dass zumindest der erste einfache Kalkboden, wenn nicht sogar der Anbau dieses Zimmers nach 1899 entstanden ist. Ja. Es muss nichts heißen, das weiß ich selbst, aber als Hinweis sehe ich es trotzdem und freue mich bereits auf die Tieferlegung des Arbeitszimmers und des Salóns.
Gestern Abend noch schrieb ich übrigens eine Keramikfabrik an, die ich als Hersteller der blau-weißen Scherbe (links) vermutet hatte. Die antworteten sogar schon heute, leider konnten sie anhand des kleinen Stückchens nichts Genaueres sagen, dennoch war ich höchsterfreut über die schnelle und freundliche Antwort auf meine investigative (=neugierige) Frage.

Ich bleibe dran, Ihr auch?

6 Gedanken zu „Hurra, die Petersilie welkt!“

  1. Natürlich bin ich dabei …
    Ehrlich gesagt wirds ja jetzt richtig spannend, weil man immer mehr sieht wo die Reise hingeht und mit dem Grava sieht’s ja fast schon wohnlich aus 😉
    Das mit dem undichten Gulli haste ja clever rausgefunden. Typisch Nedde, wie ein Terrier …
    (ein lieber, süßer Terrier 🙂

  2. Wie immer ist es eine echte Freude deine Ergüsse zu lesen.
    Ich finde es gut dass ihr den übrigen Boden nieveaugleich ausgehoben habt. Ihr hättet euch später ganz sicher über etwaige Feuchtigkeit geärgert. Super auch dass ihr die richtigen Schlüsse aus der feuchten Ecke gezogen habt. Das eigene Haus regelmäßig auf Auffälligkeiten ( mit wachen Augen und Verstand) abzuchecken, kann im Ernstfall viel Geld sparen. Und das ist in eurem Fall auf jeden Fall eingetreten. Die Ecke ist jetzt trocken, eine Sorge weniger.
    Ich bin immer gespannt auf deinen Nächsten Eintrag.
    Lg
    Bernd

    1. Noch ist er nicht ganz ausgehoben, wir arbeiten dran. Aber ja, trotz dicker Hände und schmerzender Schultern fühlt es sich gut an. Und wer weiß, ob wir nicht doch noch einen kleinen Schatz im Boden des ältesten Teils des Hauses finden. Ich warte ja stündlich drauf. 😉

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