Kleine Schritte.

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Die Abstände meiner Blogeinträge werden größer und das nicht, weil nichts los ist, sondern eher umgekehrt. Es ist zuviel los, es schwirrt im Kopf, alles muss organisiert werden und niemand hilft. Umso schöner ist dann die Zeit, in der wir stumpf vor uns hinarbeiten können ohne groß nachzudenken. Wie zum Beispiel beim Grobverputzen.

Ihr seht hier die Wände des Gästebads, frisch vorverputzt mit einer Mischung aus Kalk und Arena negra. Noch immer drücke ich es beidhändig an die Mauern, damit es hält. Ich habe auch das Gefühl, dass wenn ich es auf diese Art mache, ich die Unebenheiten eher fühle, und somit das Ergebnis etwas ausgeglichener wird. Ollie verwendet dagegen die Kelle. Erstaunlicherweise wird’s auch bei ihm schön. 😉
Gerade die Kabelage ist immer aufs Neue eine Herausforderung, denn die sperrigen Plastikmacarrones wollen einfach nicht an der Wand halten. Da kann man Kalk gegenschlotzen, wie man möchte, es springt einem voller Elan wieder entgegen. Aber poco á poco und mit Geduld und Spucke wird auch daraus etwas. Man muss sich nur Zeit nehmen, erst ein bisschen Kalkputz, dann trocknen lassen, dann wieder ein bisschen Putz und so weiter, bis auch der letzte Makkaroni unterm Putz verschwunden ist.


Der Rohrbruch vorm Haus ist noch immer nicht behoben, das sieht man deutlich an der hübschen Petersilie, die sich ein Plätzchen auf der Straße zwischen dem Teer gesucht hat und dort vor sich hinwächst.
Wir waren nun persönlich beim Wasseranbieter „Canal Gestión“, wo man uns versicherte, dass jemand vorbeikommen würde, um das zu überprüfen. Ich meine, hola? Da grünt und sprießt es, aber die müssen ein Gerät ranhalten, um zu überprüfen, ob Wasser austritt? Zu allem Überfluss hat das Ayuntamiento demnächst vor, die Straße neu zu teeren, obwohl keine Wahlen bevorstehen! (Normalerweise werden hier ein paar Wochen vor den Wahlen die Straßen im Eiltempo überteert, damit alles ordentlich ist und der gemeine Wähler das Gefühl hat, man kümmere sich um ihn.)
Und dann? Haben wir 20 Zentimeter Teer über einem Leck.
Auch der rote Haupthahn vor unserem Wasserzähler ist defekt, das fügten wir bei unserem Besuch hinzu. Er lässt sich nicht schließen, was es unmöglich macht, den dahinterliegenden – tropfenden – Absperrhahn auszutauschen. Würden wir gerne tun, aber nicht bei laufendem Wasser. Vielleicht hält an dem neuen dann auch der Gartenschlauch besser. Der ist neulich nämlich abgegangen und bewässerte, während wir drinnen nichtsahnend verputzten, stundenlang den „Vorgarten“. Und damit natürlich auch die bis dahin schön getrockneten Wände.

Als ich den spritzenden Schlauch sah, rannte ich los und versuchte zuerst mit beiden Händen, dann mit einem kleinen Übertopf den See, der dort entstanden war, trockenzulegen. Jetzt haben wir dort jede Menge Modder. Na, macht nichts. Wird auch wieder trocknen.
Denn wir haben ja enormes Glück mit dem Wetter. 10%, sagte Ollie, nur 10% von der normal üblichen Regenmenge seien in diesem Winter heruntergekommen, es sei der trockenste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Uns soll es nur recht sein; die Vorstellung, dass es überall reinregnet, fördert nicht gerade die innere Ruhe, die ich jeden Tag versuche, aufzubauen.

Den schlimmsten Calima aller Zeiten gab’s dann auch noch, aber davon habt Ihr sicher in der Presse gelesen. Alles schön gelb, kaum oder fast kaum Berge zu sehen.


Da aufgrund des wenigen Regens auch die Aljibe fast leer ist und immer wieder nachgefüllt werden muss, war diese kleine Dusche auch nicht die einzige, die ich im letzten Monat genießen durfte. Die Gartenbewässerung war zum Erliegen gekommen, die Pflänzchen ließen traurig die Blätter hängen und das, obwohl sie doch zweimal in der Woche automatisch gegossen wurden. Ich prüfte – kopfüber im Schacht – den Schlauch, der in die Aljibe zur Pumpe führt. Wackelte daran. Stöpselte den Strom zur Pumpe ab, stöpselte ihn wieder an. Wackelte am Schlauch. Am Kabel. Zog den Schlauch ab. Wackelte am Schlauch. Schaute ins Schlauchende hinein. Wackelte erneut.
Hörte dann ein Gluckern. Die Pumpe sprang an.

Na, die Pflanzen haben wieder Wasser.
So auch meine neuen Lavendel- und Rosmarinableger, die ich pflanze, weil ich gehört habe, dass Hühner ihren Geruch nicht mögen. Warten wir mal ab, ob das funktioniert.


Ansonsten ging das Leben weiter. Ich machte eine Woche Pause, weil ich seit einem guten Jahr ein paar Probleme mit der linken Schulter habe und der Orthopäde meinte, mir dagegen ungefragt eine Spritze in die Schulter (aua!) jagen zu müssen, die mir zwei Tage „Unbehagen“ bereitete. Lieber schonen, las ich im Internet, also arbeitete Ollie schon wieder eine Woche allein in Mala, in der ich zu Hause am Rechner saß. Auch schön, aber ehrlich gesagt auch nicht das Wahre für die wehe Schulter. Neben Illustrationen befasste ich mich dann auch mit Organisatorischem, fertigte eine Liste zu den übriggebliebenen Finanzen an, rechnete durch, was noch auf uns zukommen wird und erschrak erst dann über die Preise von Klos und Waschbecken. 500 Euro für ein Klo? Ernsthaft? Kann man das nicht tadelakten? xD

Es gibt immer Alternativen, und so vereinbarte ich für letzten Sonntag die Besichtigung eines Second-Hand-Klos für 50 Euro in Arrecife.
Als wir ankamen, war niemand da. Plötzlich standen zwei Jungs in der Tür, wussten zwar, dass ihr Vater ein Klo in der Garage beherbergen würde, nicht aber, wo Papa sein könnte, auf Arbeit, sagten sie dann. Ich schrieb ihn über den Messenger an, dass ich wie vereinbart vor Ort wäre.
Er schrieb zurück, er hätte nicht erwartet, dass ich käme.

Ich schrieb, dass ich nun wieder fahren würde, so eine Zeitverschwendung, ich hatte zweimal am Vorabend gesagt, dass ich um 11 da sein würde, Punkt 11 standen wir vor verschlossenen Türen.
Dann sein Anruf, der Cousin wäre ja da und könnte mir das Klo zeigen. Seine Stimme wirkte flehentlich.
Man gewöhnt sich an so was, und mir aus Trotz ein Schnäppchen entgehen zu lassen, das wollte ich nun auch nicht. Also wackelten wir, nachdem wir schon im Auto gesessen hatten und ein paar Meter gefahren waren, zurück zum Haus. Dieselben Kinder öffneten verwundert die Tür.
Nein, der Cousin wäre nicht da.
Ob denn irgendein Erwachsener da wäre, fragte ich.
Da kamen sie auf die Idee, die Mutter zu rufen.
Kurz und gut, sie schickte uns einmal um die Ecke, wo sich vor uns ein Garagentor öffnen sollte, hinter dem sich ein heilloses Durcheinander befand. Da hinten – man musste lediglich über ein paar Kisten steigen – stand das Klo. „Wie neu“, hatte er geschrieben.
Der Deckel war vergilbt und die Schüssel schmutzig.
Es ging noch ein paar mal über den Messenger hin und her – warum ich das Klo denn nicht wollte, und er hätte noch mehr davon rumstehen, am Montag könnte ich vorbeikommen – aber jetzt hatte Ollie schon längst und endlich auch ich die Nase gestrichen voll. Wir würden sicher ein anderes Klo finden, und auf keinen Fall mehr Second Hand, darauf haben wir beide keine Lust mehr.

Gestern haben wir beim FT (sowas wie OBI in winzig) eins für unter 300 Euro gefunden, dass wir kaufen wollen. Geht doch.


Neben der Suche nach Sanitärem beginnt jetzt die Suche nach einem günstigen Transport für Kalk und Sand. Dass sich das als so schwierig herausstellen und ewig dauern würde, hätten wir nie gedacht.

  1. Nicht alle Transportunternehmen wollen was mit den Kanarischen Inseln zu tun haben. Vermutlich ist ihnen das zu kompliziert.
  2. Man liest die Mails nicht. Ich weiß nicht, wie oft ich diesem einen Unternehmen beschrieben habe, was ich wollte, und wie oft sie nachfragten – mindestens 5mal. Jetzt habe ich jedenfalls statt eines Angebots für einen kombinierten Transport aus zwei Orten über Barcelona eins für einen einzigen, viel zu großen 40-Fuß-Container von Barcelona aus.

Doch nicht nur Sand und Kalk haben Pause, auch das Holz braucht noch einen Moment. Das liegt nun aber an uns, da wir so lange brauchten, um uns zu entscheiden. Ipé oder Kastanie, die Kastanie macht das Rennen, aber 12 cm Breite oder doch lieber 17 cm, man legt ja nur einmal Parkett, und dann soll es auch perfekt sein. Der junge Parkettmann aus A Coruña ist jedenfalls unglaublich hinterher, gerade versucht er herauszubekommen, wo wir günstige Dielenschrauben herbekommen. Eine spezielle Nagelpistole hat er mir bereits empfohlen.

Auch die erste Tür und die ersten Fenster sollen nun kommen. Zuerst fürs Gästehaus, damit wir einziehen können, und später, wenn der Rest verputzt ist, auch dort. Doch auf die 5 Anfragen hat sich bisher kein Tischler gemeldet. Es ist zum Mäusemelken. Will denn hier niemand Geld verdienen?


Und dann war da noch die Sache mit dem Strom. Wir hatten ja schon einen Elektriker A herausgesucht, der uns beim Verlegen der Kabel und Macarrones „begleitete“, das heißt, die Fotos, die ich ihm per Whatsapp schickte, abnickte, der dann aber von der Leiter fiel. Wir hatten es nie eilig, so auch diesmal nicht, und so brauchten wir ein bisschen, bis ich ihn erneut anschrieb und ihn bat, vorbeizukommen, um den Zähler anzuschließen und alles miteinander zu verknüppern.

So sieht’s beim Nachbarn aus, ein Kasten für Wasser, zwei für Strom. Hat einer eine Idee, warum das zwei sind?!

Wir benötigten drei Kästen, erklärte er, die in den Wand müssten. Einen drinnen für die Sicherungen, einen zweiten, der – aus welchem Grund auch immer – davorgeschaltet wird (s. Foto) und einen Zähler, der außen an die Fassade muss, damit der Stromableser den Strom ablesen kann, ohne klingeln zu müssen. Der Zähler, der angeblich intelligent ist, so dass man ihn von überall ablesen kann, aber nein, endesa (Stromanbieter) möchte den Kasten an der Fassade kleben haben, egal wie sehr er diese damit verschandelt und egal, dass wir damit riskieren, dass die Mauer einstürzt, weil wir Steine entfernen müssen, wenn wir das Ding in die Wand einlassen. So ein Unfug, aber kannste nix machen.
Dann müssten auch noch die Macarrones unter Putz und er, Elektriker A, hätte einen Maurer an der Hand, der für kleines Geld an Feiertagen arbeitete.

Das Angebot des Maurers war – von wegen kleines Geld – nicht tragbar, und wieder fühlten wir uns (mehr Ollie sich, als ich mich) von den hiesigen „Handwerkern“ veräppelt. Auch der Preis des Elektrikers a, der zwei Tage später erschien, und der die Arbeit für den Oberelektriker A ausführen soll, war erstaunlich hoch für das bisschen Verknüppern. Zudem nannte er selbst, als er da war, keinen Preis, sondern zuckte bei Nachfrage mit den Schultern, erklärte, dass der Oberelektriker A die Preise machte. Doofe Situation. Außerdem ist ein Teil des Materials, zum Beispiel die ganzen Sicherungen, nicht im Preis enthalten, dafür bekämen wir aber für den Rest dessen Rabatt beim Stromladen direkt weitergeleitet, und A will uns doch nur helfen, wie er mir – un abrazo – per Whatsapp mitteilte.
Ollie war nicht überzeugt, also holten wir einen zweiten Kostenvoranschlag ein.
Der war knapp 100 Euro teurer.
Zurück zu Elektriker A also. Nächste Woche bauen wir eine Mauer für die Kästen und werden auch voraussichtlich die ehemalige Eingangstür halbzumauern, um dort Platz für den Zähler zu schaffen. Ob das dann alles abgenommen, oder der Zähler in der falschen Höhe hängen wird, wird man sehen. Gleich setze ich mich dran, um dem Elektriker eine Skizze von unserem Vorhaben zu schicken. Ein Wochenende wäre auch mal schön.


Und sonst? Sonst verputzen wir. Ollie hat sich tatsächlich an die Decke des Gästehauses gewagt und bearbeitete drei Tage mit Spachtel und Kelle über Kopf die rumpeligen Betonsteine. Nicht ganz streifenfrei, aber doch sehr, sehr, sehr gut, und ich bin sehr stolz auf ihn. Hätte ich nicht hinbekommen!
Ich widmete mich in der Zeit der zweiten Fenster- und der Türinnenseite und schließlich dem Feinputz der gesamten Wand.

Langsam aber sicher wird eine Wohnung aus dem Rohbau.
Noch ein paar mal schlafen (und ein bisschen Arbeit, aber das zählt nicht), dann ist sie einzugsfertig.

6 Gedanken zu „Kleine Schritte.“

  1. Würdet ihr nach all euren Erfahrungen noch mal so ein Gaus kaufen? Ich glaub, das würden keine Nerven nicht mehr mitmachen… und eure Wohnung war ja vorher auch ein „Loch“. Ihr habt meinen vollsten Respekt!! Ganz liebe Grüße, das Gäste-Appartement nimmt dich wohnliche Formen an 😊

    1. Na ja, da wir schon überlegen, anschließend eine weitere Ruine zu kaufen und schön zu machen, um sie danach hübsch hergerichtet zu verkaufen, kann ich Deine Frage mit einem klaren JA beantworten. xD

      Wir würden natürlich vieles anders machen, und es wäre be langem nicht so anstrengend, da wir ja jetzt wissen, wie man was macht und mehr Vorstellungen haben, was alles möglich ist. Unser Haus bleibt aber unser Haus, ich glaube, dort wird man mich irgendwann raustragen müssen.
      Aber egal, was alles passiert ist, es macht immer noch Spaß. Und vor allem ist immer was Neues zu tun! Was wäre das für eine Verschwendung an Wissen, wenn wir das alles nicht mehr anwenden würden?
      Erst mal das Haus zuende machen. Und dann sehen wir weiter. 😉

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