Man mag jetzt denken, wir wären inkonsequent, nicht ganz bei Trost und nicht ganz dicht, aber tatsächlich haben wir unsere lang gefestigte Meinung über das Salz in der Wand geändert, und den Plan, Sand vom Festland zu bestellen, vorerst gekippt.
Aber eins nach dem anderen.
Am Samstag, den 2. Mai durften wir endlich raus, gingen spazieren von halb neun bis Punkt zehn und genossen die Freiheit. Fase 0, nannte es sich, erlaubt waren Spaziergänge zu zweit oder Sport allein im Umkreis von 1000, bzw. 2.000 Metern. Sich ein bisschen freier bewegen zu können und ein Gespräch am selben Tag mit jemandem, den ich im Tadelaktkurs kennengelernt hatte und der uns womöglich einen Tischler für die Türen und Fenster vermitteln wird, brachte mich dazu, die gesamte Woche darauf allein in Mala zu verbringen, um zu arbeiten. Ohne Angst, man würde mir ein Bußgeld verpassen, weil ich zu meinem zweiten Wohnsitz fuhr, dafür auch ohne Ollie, denn zusammen Autofahren durfte man in dieser Phase noch nicht. Und auch mit dem beruhigenden Gefühl, dass der jable, der Sand vom Strand, den hier jeder verwendet und der doch salzbelastet ist und doof und für alles verantwortlich, eben doch für unsere Kalkwände völlig in Ordnung sein könnte. Sagte der aus dem Tadelaktkurs. Sagte schon C. aus M. Und J. aus T. Und alle waren sich doch sehr, sehr sicher.
Ich könnte jetzt ganz viel darüber schreiben, warum und wie wir uns nun doch umentschieden haben, aber ändern tut es nichts. Der Kalk, so heißt es, hat so dermaßen gute Eigenschaften, die nicht einmal das Salz – im Gegensatz zur dessen Verbindung mit Zement – zerstören kann. So wurde auf Lanzarote früher zum Beispiel extra Salz in den Kalkputz gemischt, und auch in Mexiko wird Kalkfarbe mit Salzwasser angerührt. Es gibt viele Gründe, auch finanzielle und organisatorische. Aber wir gaben der kanarischen Tradition mal eine Chance.
Alles auf Null.
Am Montag letzter Woche ging’s für mich wieder allein zum Baumarkt. Ich kaufte Jable. Schleckte dran. Schmeckte nicht salzig. Fand Dinge darin, die seine Herkunft verrieten. Entschied, dass es gut wird.
Der Jable machte sich tatsächlich gut an der Wand, war griffig und ließ sich gut verarbeiten. Die Wand trocknete ebenso schnell wie die mit dem viermal teureren Sílicesalz und auch die schmeckte nicht salzig, ich hab dran geschleckt!
Ich verbrachte also nun jeden Tag der letzten Woche in unserem Haus und verputzte mit Jable.
Es folgte die Wand links im Badezimmer.
Allmählich bekomme ich den Dreh raus. Steckdosenbeulen werden zu meinem Markenzeichen.
Weiter ging’s im Schlafzimmer.
Das ist die letzte Wand im Schlafzimmer. Rustikal, aber dennoch schön glatt.
Und schon war der Jable alle. Die vorerst letzte Wand (im Wohnzimmer) erhielt nun noch einen Grobputz mit Arena negra und Kalk, und die Woche in Mala war rum.
Seit Inkrafttreten der Fase 1, also seit dem 11. Mai, dürfen Menschen aus einem Haushalt gemeinsam in einem Auto fahren. Es ist nun auch offiziell erlaubt, zu seinem zweiten Wohnsitz zu fahren, weswegen Ollie fortan wieder dabei ist. Yupi!!!
Und jetzt können wir endlich auch wieder Dinge angehen, die wir nur zu zweit hinbekommen, wie zum Beispiel in der Dusche eine Mauer mauern.
Zum einen wäre es alleine recht schwierig, die Wasserleitungen durch die Steine zu fädeln, zum anderen muss viel geflext werden, und das kann Ollie viel besser als ich. Ich traue mich an dieses hässliche Werkzeug auch nicht wirklich ran: Wenn das außer Rand und Band gerät, sind Arme und Beine ab. Wie beim Schwarzen Ritter. Nur ohne Unentschieden. Fies.
Warum wir überhaupt diese Mauer vor die Wand setzen? Nun, wir möchten eine Unterputzdusche verbauen, keine Rohre über Putz verlegen, sondern alles schön schlicht dahinter. Das wird richtig schön aussehen.
Dass das aber auch richtig kompliziert werden würden, ahnten wir beim Kauf noch nicht.
Wir bauen ja nicht mit Rigips, sondern mit schweren Zementblöcken, und so muss Ollie nicht nur ein paar Böden dieser Blöcke wegflexen, um die Wasserleitungen von unten hindurchzuführen, sondern wir müssen auch den Abstand zur hinteren Wand richtig bemessen, damit der Wasserhahn später nicht im Putz versinkt oder vorsteht. Ich entschied, dass es am Sinnvollsten wäre, alles vorher schon mal zusammenzubasteln, anstatt es im Nachhinein Stück für Stück zusammenzufrickeln. Ob das jetzt gut ist oder nicht, weiß ich nicht, ich glaube, es wird einfacher so. Aber das sehen wir morgen.
Für den richtigen Abstand nach hinten zur grobverputzten Wand erwarben wir jedenfalls solche kopflosen Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben. So ist ein späteres Finetuning gewährleistet. Und wir bohrten – jeder durfte mal, und keiner konnte es – vier Löcher in den abgebrochenen Zementblockbruch und fixierten schließlich die Mischbatterie auf diesem Stück Zement, das später an die Wand soll. Sieht schief aus, ist es auch. Aber das wird noch, wenn die Muttern richtig sitzen. Dann kommt das ganze Gedöns an die Wand und wird ordentlich mit Zementschlotz befestigt. Und schon kann nichts mehr passieren. Ha. Ha.
Doch die Batterie ist nicht das einzige, was an die Wand muss, oben, der Regenduschkopf muss befestigt werden und auch die Handdusche. Die Konstruktion mit den kopflosen Schrauben ist zwar ganz okay, aber doch völlig umständlich, und so wird der Rest mit ganz „normalen“ Schrauben und Dübeln an die Wand geschraubt. So der Plan. Und da uns natürlich die Schrauben und Dübel dazu fehlten, verputzten wir heute stattdessen halt die Wand, die noch übrig ist. Übrigens die letzte im Gästehaus.
Was noch geschah? Wir bekamen einen neuen Wasserzähler. Der alte war mindestens 20 Jahre alt und ungenau, und jetzt ist er hübsch, neu und knatschgrün.
Muss ich erst erwähnen, oder ahnt Ihr selbst, dass das Rohr vor dem Zähler seitdem undicht ist? Einmal mit Profis .. murmel …
trotz Allem , wieder etwas geschafft. Die anderen Widrigkeiten seid Ihr ja schon gewohnt,
glaube trotzdem, dass man nicht darüber lachen kann,
Hauptsache Ihr seid gesund.
Man kann über ALLES lachen. Nicht immer, aber meistens. 😉
Hey, sooo fleißig verputzt! Das sieht ja schon richtig nach Haus aus😉
Toll, dass es endlich weiter geht bei euch und dass ihr nicht mehr zu Untätigkeit verdammt seid…..und ich bin sicher es wird toll👍
Ja, langsam wird’s- Auch, wenn das Gästehaus ja nur ein Bruchteil vom Rest ist. Wenigstens an einem Ort mal sehen, wie es aussehen kann.
Gratuliere, der fortschritt ist deutlich sichtbar.
Danke! 🙂