Kratzen.

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Wir haben einen neuen Status erreicht. Bisher haben wir nur kräftig gegen die Wände geklopft – abwechslungsreich in der Auswahl der Werkzeuge zwar, aber dennoch nur geklopft –, jetzt sind wir sozusagen einen Level weiter: Ich kratze. Dafür benutze ich wie zuvor meinen kleinen Hammer (es gibt drei: einen kleinen, einen mittleren und einen großen, und jeder von ihnen kann was anderes!) sowie einen formschönen Meißel, vorn etwas breiter als ein großer Schraubendreher, mit Holzgriff.
Zwar ist noch immer genug Putz zum Klopfen an der Wand übrig, aber nach einer ausführlichen Recherche haben wir herausgefunden, dass nicht allein der nachträglich aufgebrachte Zement und die eingezogenen Wände (und die damit fehlende Ventilation) für die Feuchtigkeit verantwortlich sein müssen, sondern möglicherweise Salz im alten Putz.
Unser potentieller Maurer, der sich bislang noch nicht zurückgemeldet hat, behauptete das in einem Nebensatz, und es würde einiges erklären: Wenn damals der Kalkputz nicht mit wertvollem Trinkwasser angerührt wurde – was durchaus verständlich wäre bei der Wasserknappheit, die vor Errichtung der Entsalzungsanlage 1974 herrschte – , oder man ungewaschenen Sand vom Strand verwendet hätte, wäre Salz in der Wand, und der würde nach und nach den Putz zerstören. (Wenn es Euch genauer interessiert, fragt den Chemiker Eures Vertrauens, nicht mich!) Außerdem zieht Salz Wasser an, also ist das vielleicht der Grund für die nassen Füße des Hauses? Ich mag kaum glauben, dass die Menschen früher nicht gewusst haben sollen, dass Salz so schädlich für die Mauern ist, aber wenn ich mich heute umschaue … wir haben noch immer keine Baufirma auf der Insel gefunden, die gewaschenen, also salzfreien Sand anbietet. Stattdessen werden hier Vulkansteine zu Pulver zerrieben, das dann unter dem Namen machaqueo als Sandersatz in den Zement gemischt wird. Oder man verwendet jable, das ist Sand von der Insel, garantiert nicht salzfrei und gewaschen, und damit völlig ungeeignet. Aber auch mir wurde es angeboten, als ich nach Sand für meinen Kalkputz fragte. Ich wage es wirklich kaum zu glauben, aber das würde den Zustand von 80% der Häuser hier auf der Insel erklären. Man muss sich ja nur umschauen! Überall blättert die Farbe von den Mauern. Meistens im unteren Bereich.

Ich möchte aber nicht lange mutmaßen, kann auch nicht glauben, dass ich schlauer sein soll als der Rest hier. Vielleicht ist dieses machaqueo ja ein wunderbares Teufelszeug, und die Farbe blättert nur ab, weil niemand die Mauern vor dem Streichen grundiert. Macht’s das besser? Vielleicht ein bisschen.

Ich habe mich gestern jedenfalls mal in einem Forum angemeldet, von dem ich hoffe, dass man uns bei Fragen weiterhelfen kann. www.fachwerk.de scheint da ganz spannend zu sein, auch wenn man zu einer Frage sieben verschiedene Meinungen lesen kann. Aber man bekommt wenigstens Antworten. So haben wir auch eine Anregung bekommen, wie wir später die Fugen staubfrei bekommen, ohne Luftdruck oder ständiges Leeren des Staubsaugerbeutels: Zyklonabscheider. (Geiles Wort!) Ganz einfache, aber umso spannendere Technik, müsst Ihr mal youtuben. (Übrigens auch spannend ist dieser Beitrag)

Mit dem geballten Wissen der letzten, arbeitsfreien Tage sind wir heute also wieder nach Mala. Haben geklopft und – gekratzt, und wieder einige schöne Entdeckungen gemacht.

(Das zu den Fossilien, hihi, da hab ich Euch aber aufs Glatteis geführt, was?)

In meinem „Garten“ habe ich auch noch einige Entdeckungen gemacht. Dass dort ein Tomatenpflänzchen wächst, wusste ich, dass daneben aber irgendein Kohl wächst ist mir neu. Kennt Ihr den? Ist das Kohl? Oder etwas Mangold? Das wäre ja cool. Der Koriander ist mittlerweile nicht mehr aufzufinden, vermutlich ist er vertrocknet. Dafür habe ich heute Petersilie entdeckt! Unter den struppigen Blüten hab ich den gar nicht erkannt. Und dann gibt es einen Ficus, genau so einer, wie er bei meinen Schwiegereltern im Wohnzimmer steht und zwei Geldbäumchen und Kakteen, jede Menge Kakteen, die meisten auf dem Nachbargrundstück.

Aber jetzt mal an die Schwarmintelligenz: Was ist denn das auf dem letzten Bild? Die Blätter habe ich zerreiben und sie riechen fürchterlich. Nach Lack oder so. Bäh. Irgendein Heilkraut? Ich finde das raus, bis aber über jeden Hinweis dankbar.

5 Gedanken zu „Kratzen.“

  1. Bin leider botanisch zu ungebildet, aber hübsch finde ich das Kraut. Die Salzgeschichte halte ich für ein Märchen oder Machogehabe,hoffe, ich habe Recht. Aber wer weiß das schon.

    1. Eine Freundin sprach anhand des Fotos von Wolfstrapp, ein Heilkraut, das gegen Schilddrüsenüberfunktion helfen soll. Na toll. Nichts für mich xD Und zum Sand, die Idee mit dem Sand stammt nicht von Domingo. Dass Salz schädlich ist, habe ich mir erlesen und Leo (s.u. in den Kommentaren) bestätigt es. Und es ergäbe alles Sinn. Auf jeden Fall kaufen wir salzfreien Sand, dann sollten wir erstmal auf der richtigen Fährte sein.

      1. Es IST Wolfstrapp, hab noch mal genau geschaut. Warum das ausgerechnet bei uns im „Garten“ wächst, ist mit aber ein Rätsel: „Wolfstrapp wächst als Sumpfpflanze und Wasseranzeiger an Flussufern, in Erlenwäldern und Gräben.“ Ich muss unbedingt schauen, ob da ein Wasserrohr von der Straße leckt ….

  2. Salz ist gift für alle Gebäude und Objekte. Zudem darfst du nicht vergessen das der Duft des Meeres auch der Duft von Salz ist und das ist einfach in der Luft und wenn es kondensiert….schwupps…aber das ist so am Meer. Salzfreier Sand ist unumgänglich um ordentlich zu arbeiten. Bei uns wird der Flußsand gewaschen damit er keine Biogenen Partikel enthält und dort nehmen sie den Sand aus dem Meer? Na bravo – das kann nicht dauerhaft sein.
    Stellt sich die Frage wie du zu ordentlichem Sand kommst ? Amazon ? Den Vulkansand muß ich erst mal schauen was das kann. lg

    1. Vermutlich dachten die sich früher: das Salz weht uns eh um die Nase, warum umständlich waschen? (Oder sie dachten sich gar nichts dabei) 😉 Wir werden den Sand online bestellen. Habe gerade ganz viele E-Mails rausgehauen. 4 an Baustoffhändler auf den Kanarischen Inseln (Teneriffa), eine an eine spanische Baufirma und 8 oder 9 an polnische Firmen. Da bin ich jetzt mal gespannt. Letztendlich ja egal, wer es versendet, ist ja EU. Möglich, dass der Versand von Teneriffa per Schiff günstiger ist als der vom Festland, aber der Preis vom Sand selbst … ich werde berichten. Und vom Preis hängt es dann ab, ob wir teilweise diesen machaqueo verwenden (der färbt den Kalk dann braun, böh) und nur für die letzte Schicht gewaschenen Sand bestellen, oder alles mit gewaschenem machen. Wäre vermutlich besser, was? Ich setze jetzt mal auf Polen. Die können sogar Deutsch xD

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