Das ist das Doofe am Auswandern. Die unterschiedlichen Feiertage in Deutschland und Spanien. So hatte ich mich schon gefreut, heute – am Día de Canarias, also am höchsten Feiertag der Kanaren, an dem einzig und allein Lidl geöffnet hat – frei zu haben, und jetzt muss ich doch arbeiten. Klar, macht ja Spaß, die Bäuerin auf dem Traktor zu zeichnen und mit Schlamm zu besudeln, Rechnungen zu schreiben und so, aber trotzdem. Den anderen, zeitraubenden Papierkram heute hätte ich echt nicht haben müssen.
Und der entstand wie folgt: Ich berichtete ja bereits über das Durcheinander wegen der Steuern. Hin zum Finanzamt, zur Bank, nicht zahlen können, Onlinekonto, DiBa, zurück etc. Jetzt haben wir ein Konto bei einer der Banken eröffnet, die auf der Liste des Finanzamts stehen, und bei der es angeblich (die Kursivschreibung lässt erahnen, was kommt!) möglich ist, seine fälligen Steuern online zu bezahlen. Hätten wir etwa davon ausgehen müssen, dass es beim billigsten Konto der BBVA – obwohl Gegenteiliges im Kleingedruckten steht – dennoch nicht funktioniert?
Ja. Hätten wir. Wir leben ja im Takatukaland.
Ich habe denen jetzt eine Mail geschrieben und erwarte keine Antwort.
Gleich darauf habe ich ein Beschwerdeformular an die Agencia Tributaria Canarias (Finanzamt der Kanarischen Inseln) ausgefüllt. Online. Dazu musste ich mich nur mit einem Zertifikat einloggen, dass wir vor ein paar Wochen beantragt hatten. Mit dem Internet Explorer, denn nur der funktioniert. Und auch nur, wenn Java aktiviert ist (was einen Unsicherheitsfaktor darstellt, aber das ist ja egal, es geht ja nur um alle meine persönlichen und finanziellen Daten). Und dann seit Kurzem auch nur, wenn man ein 100-MB-großes Extra-Programm, das man sich (in meinem Fall Ollie mir) irgendwo runterlädt und installiert. Und dann, ja dann kann man seine Beschwerde in dieses Onlineformular schreiben und abschicken. Oder es wenigstens versuchen, denn ich hab keine Ahnung, ob es ankam. Das Einzige, was ich erhielt, war eine Fehlermeldung 500. Ich bin nur froh, dass ich takatuka gewöhnt bin, und ich meine Beschwerde, an der ich mindestens eine Stunde gesessen habe, vorher kopiert habe. Sonst wäre die weg gewesen.
Ich habe jetzt aber noch die Möglichkeit, das Formular offline auszufüllen und auszudrucken. Und dann werde ich nach Arrecife fahren und meine Beschwerde persönlich abgeben. Mit Anhang, denn das Formular sieht offenbar nicht vor, dass sich Leute in mehr als 14 Zeilen beschweren. Vielleicht hätte ich sie alle einfach nur verfluchen sollen. Hätte bestimmt denselben Effekt wie mein detailliertes Schreiben. Und vermutlich macht man das hier so, sonst würde sich vielleicht mal was ändern. Hmpf.
Wenigstens auf der Baustelle geht’s jetzt richtig voran.
Vorgestern haben wir, nein, hat Ollie ganz allein den kleinen Wandschrank in der Küche freigebohrhammerdingst. Den Familienschatz haben wir dahinter jedoch nicht gefunden. Dann muss er wohl im großen Schrank sein. Oder hinter einer der zubetonierten Mauern. Ich bin mir ganz, ganz sicher.
Außerdem haben wir natürlich gekratzt und gehämmert, und Ollie ist Schubkarre gefahren, sechs weitere Karren, langsam ist der Container voll. Ich bin herumgerannt und hab alles, was abgerissen werden soll, mit schönen roten Kreuzen markiert; damit unser Mann fürs Grobe nicht die falschen Mauern in Schutt und Asche legt, wenn er am nächsten Tag käme. Bislang haben wir ihn nur fürs Einreißen und für Wanddurchbrüche engagiert, so können wir uns einen Eindruck über seine Arbeit verschaffen und ihn vielleicht später für mehr beschäftigen. Zum Beispiel, um die Türen ins rechte Format zu bringen oder gar, die Wände zu verspachteln, wenn wir das nicht auf die Reihe kriegen sollten. Aber das ist Blödsinn, wo wir doch gerade den Putzwerfer Turbo 3000 bestellt haben. Sobald er eingetroffen und in Aktion ist, werde ich berichten.

Noch läuft es hervorragend, gestern haben der Maurer und seine Leute tatsächlich das gesamte Holzdach im Wohnzimmer entfernt und eine der Wände eingerissen. Jetzt liegt alles voller Schutt, wo wir doch gerade so schön aufgeräumt hatten. Aber sie machen den Dreck ja auch weg, also warten wir mal ab. Ich war auf jeden Fall schwer beeindruckt, wie schnell das ging. Die zwei Bauarbeiter selbst – der Jefe selbst war nicht mehr vor Ort, als wir kamen – waren erstaunlich maulfaul. Als Berlinerin bin ick det jar nich jewöhnt, hatte ma schon uffn schön’ fetzjen Wortwechsel jefreut, aber nee. Keen eenzjet Wort, nur Hola und Gracias und sonst nischt, nich so wie inner alten Heimat. Aber die Jungs sollen ja auch arbeiten. Ach.
Und weil es immer so schön ist, bewegte Bilder dazu zu sehen, hier ein paar bewegte Bilder: Ollie beim Küchenschrank freilegen und darunter der bewegende Blick in unser gemütliches neues Wohnzimmer.
(Entdeckung des Tages: Auf dem Beitrags-/Titelbild sieht man den Boden unter dem kleinen Küchenschrank, nachdem wir den Holzboden entfernt haben. Ganz deutlich zu sehen ein Kürbis- und ein Sonnenblumenkern. Das haben die Canarios damals wohl schon gerne gefuttert und verführt mich zu der Annahme, dass es sich bei dem Küchenschrank wohl um den Aufbewahrungsort für ihre Knabbereien handelte …)




