Irgendwann vor Jahren kam ich auf die Idee, jeden Tag etwas zum ersten Mal zu tun. Denn eigentlich findet sich ja immer was, was man zum ersten Mal tut, und wenn es nur zum ersten Mal rückwärts aus der Küche hopsen ist. Ich dachte, damit wird das Leben etwas bunter und vielleicht motiviert es mich, häufiger etwas Neues auszuprobieren oder wenigstens darüber nachzudenken, wie spannend mein Leben doch ist, wenn man es von der richtigen Seite betrachtet.
Natürlich schlief das Projekt bereits am zweiten Tag ein. Aber manchmal, da sind dann wieder diese Tage, an denen mir mein Vorsatz von damals wieder einfällt und er mir unglaublich spektakulär erscheint, wie eben auch das, was ich gestern tat: Gestern flickte ich – und das ist im Nachhinein betrachtet ernüchternd unspektakulär – zum ersten Mal in meinem Leben den Reifen einer Schubkarre. Natürlich hatte ich vorher auch zum ersten Mal in meinem Leben einen Schlauch dafür in einer Ferretería gekauft. (Eine Ferretería ist ein Eisenwarenladen, so was wie ein Baumarkt, der aber keineswegs mit einem Obi oder Bauhaus mithalten kann.) Und zum ersten Mal habe ich die Luftpumpe mit nach Mala genommen. Auch habe ich (übrigens verkehrswidrig, man passt sich an) zum ersten Mal in meinem Leben in der kleinen Straße neben der Ferretería geparkt, da, wo eigentlich nur Anwohner parken dürfen. Im Grunde genommen waren es vermutlich tausende von Dingen, die ich zum ersten Mal in meinem Leben tat und die ich nur aufzählen müsste, und so ist und bleibt die ganze Chose ein dusseliger Einfall.
Wer von Euch bis hierhin gelesen hat, soll für den ganzen Unsinn mit dem Foto eines Käfers belohnt werden, der auf Lanzarote und Fuerteventura endemisch ist, also nur hier wohnt und nirgendwo anders. Es handelt sich dabei um eine Schwarzkäferart (Tenebrionidae), den sogenannten Totenkäfer (Blaps alternans). Angeblich sind sie wehrhaft, das heißt, sie versprühen ein stinkendes Sekret, wenn sie sich angegriffen fühlen. Doch ich bin ein harmloser Zeitgenosse und zum Glück scheint dieser niedliche kleine, aber wiederum doch 4-5-cm-große Kerl das erkannt zu haben, denn er wehrte sich nicht, als ich ihn aus seinem vom Bohrhammerdings bedrohten Lebensraum in die „Garage“ schleppte.
Die Beschreibung des Tierchens in meinem Naturreiseführer erscheint mir übrigens ziemlich makaber: „Die Käfer […] spielen eine bedeutende Rolle im Ökosystem.“
Da denkste, dass die besonders tolle Baumeister sind oder Blattläuse fressen oder hübsche Gänge buddeln oder so, aber nein: „Sie sind eine wichtige Nahrungskomponente für die Kragentrappe und den Rennvogel. […] Auch der nachtaktive Mauergecko dürfte hauptsächlich von Schwarzkäfern leben.“ Also nur lecker Futter. Gemein.
Heute haben wir uns mit einem Handwerker getroffen. Ein deutscher Tischler aus Maguez, einem kleinen Ort in der Nähe von Haría, wo Samstags immer der Kunsthandwerksmarkt ist. Er machte einen sehr vernünftigen Eindruck, denn auch wenn er Tischler ist, kennt er sich mit dem Erhöhen von Türen aus und weiß, was Türstürze sind und wie man sie einbaut. Ich bin optimistisch, doch wir warten noch auf eine andere Firma, die uns vielleicht ein Angebot macht oder – wie alle anderen – unsere Anfrage einfach ignoriert. Drückt uns die Daumen, dass wir es diesmal besser treffen. Auch haben wir einen Bekannten von meinen ehemaligen Nachbarn in Punta Mujeres getroffen, der, wie sich herausstellte, der Bruder unseres neuen Nachbarn ist. So klein ist Lanzarote, aber das haben wir ja nie bezweifelt. Auch er will uns unter die Arme greifen, schon am Sonntag will er sich unseren Schutthaufen anschauen, einschätzen und einen Kontakt zu einem Schuttabholer mit Bagger herstellen. Viel Hilfsbereitschaft also im Dorf, und alle sind miteinander verwandt. Doch solange wir es uns nicht mit ihnen verscherzen, ist alles … perfekt.
Das Abenteuer wird wohl noch größer als gedacht. Aber so lange Euch die gute Laune nicht ausgeht ist alles gut.
Übrigens
Auch wenn nun eine richtige Firma ran soll.
Die arbeiten halt dort auch mitunter mit solchen „Domingos“.
Also möglichst genaue Absprachen treffen und diese ggf. auch nochmal schriftlich zusammenfassen und denen dann mailen.
Mal schauen, ob ihr noch vor dem Berliner Flughafen fertig werdet 😎.
Das Abenteuer ist gar nicht größer als gedacht 😉 Natürlich sind wir nicht davon ausgegangen, dass alles wie am Schnürchen läuft, so naiv sind wir nicht. Ich bitte auch darum, meine Blogeinträge nicht als Meckern oder Verzweiflung anzusehen (das sind sie nicht!), sondern als so etwas wie Tagebucheinträge, um später alles besser Revue passieren zu lassen. Ganz sicher laufen noch ganz andere Sachen nicht optimal, aber das wäre ja auch langweilig.
Den Flughafentermin werden wir einhalten, so viel ist klar. Ob dann wirklich alles, alles, alles fertig sein wird, liegt dann eher an der Kohle 😉