Dielendach, Strom und Küche

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Wieder ist eine Woche rum, und jetzt passiert wirklich einiges.

Wir machten kurzen Prozess. Okay. Ganz so schnell ging es nicht, denn obwohl wir das Glasfaserwelldach recht schnell abreißen/abrollen konnten, wehrte sich das Speisekammerholzdach, auf dem zusätzlich eine fingerdicke Zementschicht aufgebracht war, etwas heftiger.

Aber das ist nichts, was ein paar kräftige Vorschlaghammerschläge nicht erledigen können.

Jede Menge Schutt hat es gegeben, der den Trümmerberg draußen 2)von mir liebevoll Teufelsberg genannt, die Berliner wissen, warum wachsen ließ.


Dann gab es da noch die neuen, kleinen Fenster und die Entscheidung, nun doch kein weiteres (großes) in die Küche zu stemmen. Wir hatten uns die Wand noch einmal ganz genau angeschaut. Würde man hier die Steine entfernen, würde der Bereich darüber ziemlich leiden, womöglich sogar bis zur Decke hin einstürzen. Auch, wenn wir es versuchten zu stabilisieren, mit Kalk oder Zement und Fensterstürzen: die Gefahr, dass wir mehr kaputtmachen als gewollt, war da. Außerdem wollte ich den oberen Bereich der Steine sichtbar lassen, das heißt, nur bis zu etwa 2,50m verputzen. Wenn die Wand kaputt ist, wie sieht denn das dann aus?
Ja, die Küche ist recht dunkel, doch eine Claraboya, ein Dachfenster, sollte das ändern. Außerdem wird es zwei Glastüren geben, eine davon führt in den Patio, die andere in die Diele, die selbst eine große Claraboya bekommen wird. Und die Wände werden weiß. Und … jetzt kommt’s:
Ich habe meinen Dickkopf durchgesetzt und musste allen endlich beweisen, dass die zwei kleinen Nischen eben nicht nur Nischen oder Konstruktionshilfen waren, wie angenommen, sondern eben doch kleine Fenster, bzw. Belüftungsöffnungen. Ich schnappte mir eine übriggeliebene Stahlstange und begann, in eben diesen Nischen herumzustochern. Solange, bis die Sonne durchschien. Flugs den Hammer geschnappt und nach draußen gerannt. „Ollie, film mich mal!“ und los ging’s.

Ja, ein Belüftungsfenster an der Südseite des Hauses. Die sind überall im Haus, zwischen Salón und Arbeitszimmer, zum Beispiel, und zwischen Arbeits- und Lesezimmer. Und natürlich im Atelier, der ehemaligen Küche.
Und diese Belüftungsfenster sind ganz typisch, wie ich schon vor einer Weile herausfand.

„Das einzige […], das den Häusern schadet, ist der starke und konstante Wind, aus diesem Grund sind die Häuser geschlossen und [es wird auf große Fenster und sonstige Öffnungen verzichtet]. Daher öffnet sich das Haus zum Innenhof, in dem sich eine Zisterne zum Sammeln von Wasser und etwas Vegetation befindet, die Frische und Feuchtigkeit erzeugt, die in das Haus übertragen wird.
Die Belüftung der Räume erfolgt durch kleine Öffnungen im oberen Teil der Fassaden, im Allgemeinen die nach Norden ausgerichteten, im Gegensatz zu den großen Öffnungen in der gegenüberliegenden Fassade, die eine Querlüftung begünstigen. […] Die Querlüftung wird gefördert, mit kleinen Öffnungen an den Nordfassaden im Gegensatz zu großen Öffnungen an der Südseite.“

Marta López Villalba: Análisis y rehabilitación de la arquitectura tradicional de Lanzarote, S. 29, übersetzt mit Hilfe von deepl.com

Weiter ging es auch beim Strom, der Elektriker war da und erklärte uns, wir hätten gute Arbeit geleistet. Nur die Stromkästen müssten noch in der Wand fixiert werden, also taten wir das. Wir isolierten die letzten Kabel, die herumflogen, und verknüpperten zwei weitere Wifi-Dinger für die Funklichtschalter im Gästehaus. Die Dosen dafür hatten wir zuvor vergessen, und so musste Ollie ein neues Loch in die schon verputzte Wand flexen. Egal. Hauptsache Licht.
Auch das Badezimmer im Gästehaus hat nun theoretisch Licht und einen Lüfter mit Nachlauf. Die Installation davon war ganz schön kompliziert, aber auch das haben wir geschafft. Ollie informierte sich und erklärte, wie es geht – Ich knüpperte.

Der Elektriker weiß Bescheid. Wenn er in der nächsten Woche kommt, um alles durchzutesten und den Anschluss ans Netz zu vollenden, haben wir bald Strom. Hoffentlich haben wir alles richtig gemacht!


Die vierte „Baustelle“ sind die Küchenregale im Gästehaus.

Wir haben günstiges Kiefernholz gekauft, das wir aber noch verschönern. Für einen „used Look“ benutze ich zuerst die kleine, leichte Akku-Bohrmaschine mit Drahtbürstenaufsatz. Der schleift lediglich die weichen Bereiche des Holzes ab, was die Struktur des Holzes wunderbar hervorhebt. Anschließend wird es noch einmal geschliffen und dann ordentlich bewässert. Darauf streuen wir Natron 3)s. Titelbild und stellen es in die Sonne. Das beschleunigt den Alterungsprozess des Holzes, ganz schnell wird es gelblich/grau. Wie ein alter Billy, nur schöner. Natürlich ist das nicht meine Idee, ich hab’s aus dem Internet geklaut, aber es ist schon cool, was alles mit ein paar Tricks und etwas Fleiß möglich ist.
Zum Schluss wollen wir es noch ein bisschen dunkler färben. Ob mit Essig-Stahlwolle-Konzentrat oder doch mit Nogal 4)Walnussschalentinktur sehen wir dann. Vielleicht wird’s auch Kaffee, wir haben hier noch einen, der schmeckt nicht. War wohl eine Bohne schlecht. Den könnten wir aufgießen, das Holz bestreichen und einwirken lassen. Mal gucken.

Leider habe ich kein Vorher-nacher-Bild gemacht, aber das hole ich nach. Wir haben noch jede Menge Holz hier, das auf alt getrimmt werden soll.

Eine ereignisreiche Woche, die nächste wird bestimmt (hoffentlich?) nicht weniger spannend.

Fußnoten

Fußnoten
1 zum Herzen
2 von mir liebevoll Teufelsberg genannt, die Berliner wissen, warum
3 s. Titelbild
4 Walnussschalentinktur

4 Gedanken zu „Dielendach, Strom und Küche“

  1. Jetzt geht es echt „ Schlag auf Schlag“ ich freue mich richtig mit euch, der Fortschritt ist echt enorm. Das mit der Lüftung scheint Sinn zu machen. Eine Küche ohne Fenster wäre ja nicht meins…
    Es wächst und gedeiht. Super
    Lg

    1. Ich schau beim Kochen nie aus dem Fenster. Und im Gegensatz zu Euch essen wir ja nicht in der Küche, da wäre es mir auch wichtig. Wir haben in Mala generell wenig Fenster, und wenn, dann schauen wir zur Straße raus. Aber wir werden einen großen Patio mit Blick auf den Garten haben, und wenn’s mit Meerblick sein soll, dann geht’s hoch zur Dachterasse. Nee, ich glaub, das ist schon richtig so. Wir sind keine Aus-dem-Fenster-gucker. Wir gehen raus. 😉 (Erwähnte ich, dass wir ein Fenster in der Dusche planen? *rofl*)

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